Vom Zaun gebrochen

BRAWO 11.9.2013

Falkensee (MZV) Die Naturschutzinteressenvertreter schlagen Alarm, die Anwohner aus dem Umfeld erst recht. Mit Blick auf den Bau der Semmelhaack-Seniorenwohnungen in Falkensee liegt der Staatsanwaltschaft Potsdam nunmehr eine Anzeige gegen die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises vor. Auch eine online-Petition mit über 700 Unterschriften ist den zuständigen Behörden von Stadt und Landkreis zugestellt worden. Gefordert wird ein Baustopp für das Vorhaben nahe der Spandauer Straße, weil dort zahlreiche Exemplare der unter Naturschutz stehenden Zauneidechse gefunden wurden. Sie hätten im Vorfeld der Baumaßnahme gerettet werden können.

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Gebaut wird schon längst, doch wegen der Zauneidechse geht es nun verbal zur Sache.

Die Umweltaktivistin Janine Mohaupt und ihre Mitstreiter werfen den Behörden „Versäumnisse“ und zugleich „Versagen“ vor. „Es gibt so viele Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten bei diesem Bauvorhaben. Dass der seit dem Jahr 2000 bestehende ,Bebauungsplan F25 I An der Lake/Spandauer Straße‘ nicht angepasst worden ist und Baugenehmigungen auf den Stand von vor 13 Jahren erteilt wurden, erschließt sich mir ohnehin nicht. Weil aber nun auch über die Zauneidechse hinweg geblickt wird, ist ein sofortiger Baustopp vonnöten“, meinte sie.
Informiert hatte Mohaupt sowohl die Stadt Falkensee als auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises sowie das Landesumweltamt über das Vorhandensein von Zauneidechsen. „Darauf ist zunächst nicht reagiert worden“, sagte sie weiter.
Der gefasste Entschluss, nun Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Potsdam zu stellen, fußt unter anderem auf ein Gutachten, das Dieter Gramentz von der Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT),Landesverband Berlin, erstellt hatte. Der Experte hatte das Vorkommen der Zauneidechse kartiert und auf einer Datenbank im Juli 2012 veröffentlicht. Die Staatsanwaltschaft selbst bestätigte den Eingang der Anzeige. Derzeit werden laut Angaben von Christoph Lange, Sprecher der Behörde, Optionen geprüft, ob entweder „ein Straftatbestand oder eine Ordnungswidrigkeit vorliegt“. Sollte sich letzteres bewahrheiten, wäre es kein Fall mehr für die Staatsanwaltschaft.
Ungeachtet dessen will Mohaupt, ihren Aussagen zufolge sollen auch „allgemeine“ Strafanzeigen bei der Polizei eingegangen sein, deren Sprecher wollte das auf Anfrage allerdings nicht bestätigen, die beteiligten Behörden mit der Strafanzeige zum Einlenken bewegen. Die Untere Naturschutzbehörde hat darauf mittlerweile reagiert und seit der Kenntnis des Problems, den Investor Semmelhaack, telefonisch wollte deren Sprecher keine Stellungnahme abgeben, „mit Maßnahmen zur Sicherung und Umsetzung des Zauneidechsen-Bestandes beauflagt“. „Der Vorhabensträger hat umgehend einen Sachverständigen beauftragt, die Zauneidechsen einzufangen und umzusetzen. Das Baufeld ist mit einem Reptilienschutzzaun versehen worden“, ließ die Kreisbehörde verlautbaren.