Verkehrsflüsse

Die Nordumfahrung ist nach den vorliegenden Untersuchungen und Prognosen nicht geeignet, die Verkehrsprobleme von Falkensee nachhaltig zu lösen. Die Vermutung, dass solch eine Umgehungsstraße die Innenstadt stark vom Verkehr entlasten würde, lässt sich nicht aufrecht erhalten. In den letzten Jahren ist der Verkehr auf den Hauptstraßen Falkensees nach offiziellen Zählungen sogar zurückgegangen.

NUR WENIG VERKEHR KANN AUS DER STADT HINAUS VERLAGERT WERDEN

Der Anteil am Durchgangsverkehr in Falkensee ist vergleichsweise gering (8%). Denn der Verkehr der Stadt – gerade auf den hoch belasteten Straßen – ist weit überwiegend so genannter „Eigenverkehr“ (Schul-, Freizeit- und Einkaufsverkehr sowie Berufsverkehr von und nach Berlin). Dieser ließe sich aber überhaupt nicht sinnvoll auf die neue Straße verlagern. Und selbst wenn: Dann würde der Verkehr aus Falkensee zur Trasse der Nordumfahrung auch durch die Stadt hindurch gehen und hier zu keiner Abnahme führen. Im Ergebnis verbleiben der Verkehr und damit der Straßenlärm innerhalb der Stadt, wie auch die Analysen zum Lärmaktionsplan zeigen.

Verkehrsstroeme_Falkensee_vo

Auf einigen Straßen im Großraum Falkensee würde der Verkehr abnehmen, auf anderen Straßen zunehmen, falls die Umgehungsstraße realisiert werden sollte. Einige Bürger würden also entlastet, andere aber stärker belastet werden. In Summe ist der Nutzen sehr gering. Der Ort Schönwalde im Norden Falkensees wäre auch negativ betroffen.

DIE NORDUMFAHRUNG ZIEHT MEHR VERKEHR AN

Was aber noch viel schlimmer ist: Sogar in den Planfeststellungsunterlagen steht nachprüfbar, dass die Nordumfahrung zusätzlichen Verkehr in dem Gebiet erzeugen würde. Denn Verkehrsteilnehmer, die heute den ÖPNV oder z.B. die südlich gelegene B5 nutzen, würden dann auf der neuen Straße fahren. Falkensee zieht sich so neuen Verkehr an, der zuvor mühsam hinaus verlagert worden ist! Darunter viel Lkw-Verkehr, der die Maut auf dem Autobahnring umgehen würde. Dieser neue Verkehr würde aber über kurz oder lang dazu führen, dass sich die Stausituation Richtung Berlin weiter verschlimmert, die Nordumfahrung weniger attraktiv wird und letztlich doch wieder mehr Verkehr durch die innerstädtischen Straßen fließt.

Die Grafik zeigt, dass mit der neuen Trasse mehr Fahrzeuge angezogen werden:

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Auch einer der renommiertesten Verkehrsexperten Deutschlands, Prof. Udo Becker von der Technischen Universität Dresden, hat in der Sendung „Klartext“ des rbb-Fernsehens die Planungen zur Ortsumfahrung deutlich kritisiert. „Durch eine solche Straße wird der Verkehr attraktiver. Im Endeffekt führt das dazu, dass mehr Verkehr entsteht und dass am Schluss in der alten Ortsdurchfahrt genauso viel Verkehr ist wie vorher.“ In deutlichen Worten schreibt er, dass diese Planungen kontraproduktiv sind und kaum Nutzen haben werden.

DAS BEVÖLKERUNGSWACHSTUM IST KEIN GRUND FÜR DIE TRASSE

Auch die erwartete – nur noch moderate – Bevölkerungszunahme in Falkensee ist kein Grund für eine neue Umgehungsstraße. Denn diese Entwicklung lässt vor allem den Eigenverkehr der Stadt ansteigen, nicht aber den „verlagerungsfähigen“ Durchgangsverkehr. Gemäß den Prognosen würde der Durchgangsverkehr ohne Neubau (!) künftig abnehmen. Der Eigenverkehr verbleibt aber sowieso innerhalb des Stadtgebietes. Das macht die Nordumfahrung immer unsinniger! Gefordert sind eher mehr Radwege, besserer ÖPNV, Tempo 30 auf bestimmten Abschnitten u.v.m., um den Eigenverkehr der Stadt zu reduzieren.

DIE VERKEHRSSICHERHEIT ERHÖHT SICH NICHT

Im Stadtgebiet soll durch die Umgehungsstraße die Verkehrssicherheit angeblich deutlich erhöht werden, sagen die Befürworter. Dies ist für sich genommen schon einmal fraglich bei der relativ geringen Verkehrsentlastung. Auf der Neubaustrecke durch Wald und Wiesen lauern aber viel größere Gefahren, und das bei doppelter Geschwindigkeit! Wildunfälle sind vorprogrammiert, ebenso Unfälle durch wechselnde klimatische Verhältnisse (Nebel, Glätte). Außerdem bestehen Gefahrenstellen an den geplanten Kreisverkehren, wenn Fußgänger und Radler auf Pkw und Lkw treffen, die sich – von Tempo 100 kommend – einem Kreisverkehr nähern. Unfälle dürften hier weit gravierender ausfallen. Da kann man wohl nicht von hoher Verkehrssicherheit sprechen!

Die Schnellstraße ist sonst kaum zu überqueren. Für Fußgänger und Fahrradfahrer schafft sie neue Gefahren in der berüchtigten S-Kurve am See. Kinder aus Falkenhöh werden den See und ihre Schulen ohne Kreuzen der Trasse nicht erreichen können. Eltern sind schon jetzt besorgt.

FÜR ANWOHNER DER HAUPTSTRASSEN WÜRDE ES TEUER

Für alle Anwohner, die heute an einer Durchgangsstraße wohnen, sei auf Folgendes hingewiesen: Mit dem Bau der Nordumfahrung würden die heutigen Landesstraßen L 20 und L 201 in Gemeindestraßen umgewidmet werden. Dies bedeutet, dass Baumaßnahmen an diesen Straßen (Verkehrsberuhigung, Radwege, Bürgersteige etc.) – die dann erst nach dem Bau der Umgehungsstraße stattfinden würden – nicht mehr vom Land, sondern von den Anliegern zum überwiegenden Teil getragen werden müssten! So will es die Satzung der Stadt. Etwas überspitzt: Wenn die Anwohner zuerst nur eine geringe und kaum spürbare Verkehrsverringerung bekommen und dann aber noch für den Straßenumbau zahlen sollen, sind sie eigentlich doppelt bestraft.

Weitere Auswirkungen betreffen das Thema Lärm.