Menschengerechte Mobilität setzt sich wie ein Puzzle aus vielen Teilen zusammen. Wirklich intelligent wird sie erst, wenn die einzelnen Teile ineinandergreifen und ein ganzes Bild ergeben.
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Intelligente Lösungen im Verkehr zeigen sich gerne im größtmöglichen Einsatz kostspieliger, computergestützter Verkehrsleittechnik, die Automassen von einem Ende der Stadt zum anderen verschiebt. Jedenfalls sehen das viele Ingenieure und Politiker so. Mobilität in der Stadt muss aber zuerst den in ihr lebenden Menschen dienen. Der ehemalige Bürgermeister der kolumbianischen Hauptstadt
Die Stadt wurde in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer autogerechter – und damit menschenfeindlicher. Heute, da die Zeichen auf Klimaschutz und Ölsparen stehen, bestehen gute Chancen, diesen Trend zu brechen. Menschengerechter Stadtverkehr setzt sich aus vielen Teilen zusammen: Platz für Fußgänger, spielende Kinder, alte Menschen, Radfahrer. Dazu ein komfortables Bus- oder Bahnangebot, weniger herumstehende Autos, langsamer Straßenverkehr. Und, das wichtige letzte Teil wären die Bürgerinnen und Bürger, die ein solches Verkehrsmodell annehmen.
Der größte Handlungsdruck entsteht derzeit durch das knapper werdende Öl. Auf steigende Spritpreise reagieren Menschen sensibler als auf zunehmende CO2-Emissionen. Professor Jürgen Gerlach von der Universität
„Ob eine Stadt zivilisiert ist, hängt nicht von der Zahl ihrer Schnellstraßen ab, sondern davon, ob ein Kind auf dem Dreirad unbeschwert überall hinkommt.“
Enrique Peñelosa
Derzeit bereitet sich Deutschland völlig unzureichend auf mögliche Benzinpreissteigerungen vor. Es besteht das Risiko, dass die Politik bei Preissprüngen ebenso aktionistisch vorgeht wie einst bei den aus gleichem Anlass eingerichteten „Autofreien Sonntagen“ in den 70er Jahren. Eine wirkliche Vorsorge trifft derzeit noch keine Stadt in Deutschland.
Intelligente Mobilitätsplanung muss die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern beachten. Gehweg- und Radwegbreiten sollten sich daran orientieren, wie viel Platz Menschen brauchen, wenn sie nebeneinander gehen oder Rad fahren. Nicht-motorisierte
Wie zum Beispiel beim Fußverkehrskonzept für
Ähnlich viel lässt sich Kopenhagen den Ausbau seines ohnehin schon exzellenten Fahrradnetzes kosten. Die Einführung der grünen Welle für Radfahrer auf einer sehr stark genutzten Straße der dänischen Hauptstadt zeigt ein erstaunliches Ergebnis: Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Radfahrerinnen und Radfahrer stieg von 15 auf 20 km/h, weil das ewige Stop and Go an den nicht auf Radtempo getakteten Ampeln wegfiel. Das mittlere Tempo der Autos auf dieser Straße fiel dabei nur von 23 auf 22 km/h. Im dänischen
Natürlich kann der Rad- und Fußverkehr nicht alle städtischen Mobilitätsbedürfnisse erfüllen. Manchmal müssen Verkehrsteilnehmer auf weiten Wegen schneller vorankommen. Eine zentrale Rolle in einem nachhaltigen Mobilitätskonzept spielen dann die öffentlichen Verkehrsmittel. Relevant bleibt auch der Autoverkehr, wo allerdings bessere Fahrzeuge und ihre effizientere Nutzung – beispielsweise durch die Bildung von Fahrgemeinschaften – große Potenziale bieten.
Einige öffentliche Verkehrsbetriebe haben in den letzten Jahren kräftig am Image poliert und investiert. Gerade bei einem Kollektivverkehrsmittel ist es wichtig, dass die einzelne Nutzerin oder der einzelne Fahrgast ernst genommen wird. Ein gutes Beispiel für die Berücksichtigung emotionaler Bedürfnisse sind die vielerorts eingeführten Echtzeit-Informationen an Haltestellen. Sie machen zwar keinen Bus pünktlicher, verkürzen aber die gefühlte Wartezeit.
Wie im Fernverkehr wird auch in der Stadt oft die sogenannte Reisekette übersehen. Eine Fahrt beginnt und endet nicht an Bahnhöfen und Haltestellen, sondern an der Haustür. Und der Weg dazwischen ist von größter Bedeutung. Ist die Haltestelle nicht sicher und bequem zu Fuß erreichbar, laufen die Menschen erst gar nicht hin, sondern steigen gleich ins Auto.
Intelligente Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel müssen nicht zwangsläufig zu Hightech-Lösungen führen. Einfache, durchschaubare Angebote mit Bussen und Straßenbahnen sind oft benutzerfreundlicher als teure U-Bahn-Systeme. Busverkehr auf Vorrangkorridoren kann schneller und deutlich attraktiver sein. Steht der Bus dagegen im Stau des motorisierten Individualverkehrs, fährt niemand mehr gerne mit. Hier muss die Politik klare Prioritäten setzen. Ein weiterer Vorteil des Busverkehrs: Ein Netz ist sehr schnell geknüpft. Als in Prag nach einem schweren Hochwasser die U-Bahn ausfiel, legten die Stadtoberen innerhalb weniger Tage über 100 Kilometer funktionierender Busspuren an.
Erste Veränderungen in der Verkehrsmittelwahl werden bereits heute deutlich: In Städten wie
In Belgiens Hauptstadt Brüssel haben die gute Vernetzung des Car-Sharing-Angebots mit dem öffentlichen Verkehr, eine städtische „Stilllegungsprämie“ für private Pkw und die überall sichtbaren Autoteilen-Stationen im öffentlichen Straßenraum dem Car-Sharing Zuwachsraten von 40 Prozent gebracht. In
Dass Car-Sharing eine Möglichkeit für die Stadtentwicklung sein kann, entdecken mittlerweile auch die extrem dicht bevölkerten Megastädte. So wird