ZUR GEPLANTEN NORDUMFAHRUNG FÜR FALKENSEE

MAZ vom 12.7.2008

Auf dem Boden der Tatsachen bleiben

Ich habe in meiner Amtszeit von Anbeginn an der Planung zur Ortsumfahrung mitgewirkt. Auch als Betroffener (ich wohne in unmittelbarer Nähe der geplanten Trasse) unterstütze ich den Bau dieser überregionalen Straße. Wir merken doch alle, dass das Straßennetz der Stadt Falkensee der Einwohnerzunahme und der damit verbundenen Erhöhung des Verkehrsaufkommens nicht mehr gewachsen ist. Die Grenze der Leistungsfähigkeit der Ortsdurchfahrten, insbesondere in den Bereichen der Nauener, Falkenhagener, Spandauer, Schönwalder und Bahnhofstraße ist überschritten. Auf diesen Hauptverkehrsachsen ist eine hohe Belastung von bis zu 20 000 Kfz/24h zu verzeichnen, was zu Spitzenzeiten fortwährend mit Stau hinzunehmen ist. Die Anwohner sind seit Jahren die Leidtragenden. Sie haben endlich eine spürbare Entlastung verdient. Die Ortsumfahrung ist nicht ohne Grund im vordringlichen Landesstraßenbedarfsplan bereits 1995 aufgenommen worden. Man verspricht sich davon viele Vorteile: Entlastung vom Durchgangs- und Schwerlastverkehr, Erhöhung der Verkehrssicherheit im Stadtgebiet, noch bessere Schulwegsicherung, Reduzierung von Lärm – und Schadstoffbelastungen in den heute noch betroffenen Wohn- und Schulbereichen u.v.m. Die neue Trasse mit einer Baustrecke von ca. neun Kilometern Länge wird weitgehend anbaufrei ausgeführt und Kreuzungen werden als Kreisverkehre gestaltet. Die direkt betroffenen Wohnbereiche liegen mit einer Länge von nur 600 Metern an der neuen Trasse, welche nach gutachterlichen Berechnungen einen entsprechenden Lärmschutz auf zur Verfügung stehenden Flächen erhalten, wogegen ein gleichwertiger Schutz im Bereich bestehender Landesstraßen bautechnisch für die betroffenen Bürger (Länge: sieben Kilometer!) nicht machbar ist.

Der Bedarf der neuen Trasse wurde von Fachleuten nachgewiesen. Darüber ist auch die Bürgerinitiative „Schönes Falkensee“ (BISF) informiert. Am 5. Juli 2004 wurde ein projektbegleitender Arbeitskreis zur Nordumfahrung ins Leben gerufen, um mit allen Behörden, Fachplanern, Ämtern sowie den Bürgerinitiativen Pro und Contra offen zu diskutieren. Das letzte Treffen fand am 23. Januar 2006 statt. Hier hatten auch die Vertreter der BISF in allen Zusammenkünften die Möglichkeit, die Planung mit zu gestalten. Die aktuellen Argumentationen der BISF gegen die Ortsumfahrung, die ich der Tagespresse entnehme, kann ich nicht nachvollziehen, denn sie sind überzogen und entsprechen in vielen Darstellungen nicht der Planung. So führt die Trasse nicht durch den Falkenhagener See und die Baukosten liegen nicht bei 30 Millionen, sondern bei 20 Millionen Euro. Zudem sind diese Bundes- und Landesmittel nur für Verkehrsprojekte einsetzbar.

Im Fazit muss ich feststellen, dass sich die Vertreter der BISF bis heute allen sachlichen Argumenten für die Notwendigkeit der Ortsumfahrung kompromisslos verschlossen haben.

Jürgen Bigalke,

Bürgermeister i.R. ,

Falkensee

4 Gedanken zu „ZUR GEPLANTEN NORDUMFAHRUNG FÜR FALKENSEE“

  1. Antwort auf Leserbrief von Herrn Bigalke in der MAZ vom 12.7.2008:

    Erst Landrat Burkhard Schröder, SPD-Vorsitzender im Landkreis Havelland, nun der ehemalige Bürgermeister von Falkensee Jürgen Bigalke – wen zaubert die SPD als Nächsten aus dem Hut, um Stimmung für die sogenannte „Nordumfahrung“ zu machen? Es scheint, als müsse die Partei alle noch so fernen Kräfte aufbieten, um die eigenen Wahlziele zu bestärken. Das passiert in der Regel, wenn man nervös und unsicher wird. Gemäß den vorliegenden Wahlprogrammen äußert sich nur die SPD klar für den Straßenneubau, alle anderen Parteien halten sich bedeckt. Das ist wohl auch gut so, denn der Zulauf der Gegner der „Nordumfahrung“ hält unvermindert an.
    Mehr und mehr wird erkannt, dass gegenüber der relativ geringen verkehrlichen Entlastung im Stadtgebiet Falkensees die Nachteile durch die Trasse überwiegen. Die Straße würde, wenn sie denn gebaut werden würde, nicht durch den See führen – das ist richtig. Sie würde aber so dicht am See vorbei führen, dass der Lärm über den ganzen See getragen wird und die Umgegend stark beeinträchtigt. Denn der Platz zwischen See und Trasse ist so gering, dass keine Lärmschutzwand mehr dazwischenpasst. Die Lärmschutzwände – bis zu 6 m hoch, so hoch wie ein zweistöckiges Haus – stünden auf der anderen Seite der Trasse Richtung Wohngebiet. Sie zerschneiden gewachsene Ortsteile und hängen den Stadtteil Falkenhöh vom Rest der Stadt ab. Man wird erinnert sein an die Zeit vor 1989.
    Ein Blick in die Planungsunterlagen, die jeder Bürger spätestens ab dem 1. September einsehen kann, wird zeigen, dass die „aktuellen Argumentationen“ der Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF) nicht aus der Luft gegriffen sind. Die neue Straße zieht zusätzlichen Verkehr an, es ist also ein Witz zu propagieren, dass die Lärm- und Schadstoffbelastungen im Gesamten abnehmen werden. Der Entlastung von einigen Straßen im Stadtzentrum stehen Belastungen von anderen Straßen gegenüber, auf die sich der Verkehr dann verlagert. Wie sollen denn die Anwohner an der Spandauer Straße, an der Fröbelstraße, am Havelländer Weg, an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße usw.
    vor dem vermehrten Straßenverkehr geschützt werden?? Wie soll denn der Dauerlärm in Schönwalde verhindert werden, der von der einen Meter über Bodenniveau liegenden Trasse gen Norden dringt?
    Die Verkehrsprobleme werden durch die „Nordumfahrung“ verlagert, aber nicht gelöst! Leider. Hier etwas mehr Verkehrssicherheit, da etwas weniger. Hier etwas weniger Lärm, da etwas mehr. Die Straße hätte bestimmt mehr Akzeptanz gefunden, wenn sie die Situation deutlich verbessern würde. Und das Schlimme ist: Viele Maßnahmen wären auch heute schon ganz ohne „Nordumfahrung“ möglich, und es passiert einfach nichts… Es ist nicht vermessen zu sagen, dass die BISF die Planungsunterlagen besser kennt als Herr Bigalke. Es ist aber sehr fragwürdig zu behaupten, dass sich die BISF „allen sachlichen Argumenten für die Notwendigkeit der Ortsumfahrung kompromisslos verschließt“. Es gibt Argumente dafür, das stellt auch die BI nicht in Frage, es gibt aber eben aus der Sicht derer, die etwas weiter denken, mehr Argumente gegen den Straßenbau. Da spielt es letztlich auch keine Rolle, ob nun 20 oder 30 oder evtl. noch mehr Mio. Euro verbaut werden; die Folgekosten, die anfallen, die überwiegend die Stadt Falkensee und damit die Bürger der Stadt zu zahlen haben, werden gern vergessen. Gesunde Natur, wie sie heute noch zwischen den Reiherwiesen und dem Spandauer Forst vorzufinden ist, ist sowieso unbezahlbar.

    Marc-Oliver Wille

  2. Wer hebt denn hier ab?

    ich habe von Anbeginn gegen die Planung der Orts»durchschneidung« mitgewirkt. Sie schreiben, dass »wir doch alle merken, dass das Straßennetz dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen ist.« Ich merke das nicht. Was ich allerdings merke, ist, dass nichts getan wird, um den Verkehr in Falkensee in vernünftige Bahnen zu lenken. Die viel geschmähte Rathauskreuzung würde durch das Anlegen von einer Linksabbiegespur von der Bahnhofstraße in die Falkenhagener Straße den Stau quasi auflösen. Das Verlegen von Flüsterasphalt und ein nächtliches LKW-Fahrverbot in Verbindung mit einem kompletten Durchfahrverbot für LKWs würde ein Übriges tun. Woher beziehen sich Ihre Zahlen mit 20.000 Kfz/24h? Auf die immer noch geheim gehaltene Verkehrszählung aus dem Jahre 2005 oder sind das noch die »historischen« Daten aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts?
    Schön ist ja, dass »man« sich von der neuen Straße eine Entlastung »verspricht«. Sie wissen es also nicht, aber man kann es ja mal versuchen! Wenn es nicht klappt, brauchen wir dann eine Autobahn durch Falkensee?
    Sehr nett ist ja auch, dass die »Bürgerinitiative Schönes Falkensee« an den Sitzungen des Arbeitskreises teilnehmen durfte. Wohl gemerkt nicht, um etwas Konkretes beizusteuern, sondern damit Sie jetzt behaupten können: Es waren ja alle dabei! Zu den Baukosten sollten Sie sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Schließlich sprachen Sie in der Anfangsphase des Raumordnungsverfahrens von 16 Mio. DM (!), also ca. 8 Mio. Euro. Jetzt sind es schon von Ihnen zugegebene 20 Mio. Euro. Mal sehen, welche Zahl näher an den 30 Mio. Schätzung der BISF liegt? Ich halte die Wette!
    Die Krönung Ihres Leserbriefes ist jedoch der letzte Satz, dass sich die BISF »allen sachlichen Argumenten verschlossen habe«.
    Danke gleichfalls!
    In diesem Sinne hoffe ich auf die Vernunft der Planer, dass sie den größten Bauirrtum nach der Wende im schönen Havelland doch noch aufgeben!

    Axel Becker

  3. Nordumfahrung aus Tradition ?

    Herr Bigalke und Herr Dr. Schröder sind das Team von gestern, die starr an ihrer Haltung zum Thema Nordumfahrung verharren. Wir leben im Jahr 2008. Aktuelle Zahlen belegen, dass durch die extrem gestiegenen Energiepreise die Verkehrszahlen bundesweit rückläufig sind. Allein im Landkreis Havelland sind im Jahr 2007 die Zulassungszahlen der PKW um 14% und die der LKW um 12% zurück gegangen ! Die Prognosen der Verkehrsplaner werden zwangsläufig komplett überarbeitet werden müssen. Dies gilt auch für die Verkehrsflüsse in und um Falkensee. Zunehmend preiswerte Alternativen werden von den breiten Bevölkerungschichten nachgefragt werden. S-Bahn und schnelle Regionalbahnverbindungen von und nach Berlin sind für Falkensee eine der Alternativen. Dort sollte Herr Bigalke sich auch als Pensionär einbringen und nicht alte Kamellen auflisten. Die drei schwierigen Knotenpunkte in Falkensee bekommen wir auch ohne Nordumfahrung zukunftsfähig gelöst. Davon erwähnt Herr Bigalke leider kein Wort.
    > Herr Müller als unser amtierender Bürgermeister zeigt deutlich mehr Gespür für den Zeitgeist. Er lobt das Engagement der Bürger in ihrem Umfeld – sei es um den Lindenweiher oder auch um das große Naherholungsgebiet um den Falkenhagener See. Er deutet an, dass die Nordumfahrung im Gegensatz dazu stehen könnte und sein Meinungsbild in der Abwägung wandelbar wäre. Es wird ein spannender Wahlkampf.

    Götz Göring

  4. Es war 1996, da bekam die Stadt Falkensee für die „Gartenstadt Falkenhöh“ den „Deutschen Städtebaupreis 1996“ – Zitat: „Das städtebauliche Konzept des Berliner Architekten Helge Sypereck verbindet eine vielfältige, anspruchsvolle Architektur und eine komplette Infrastruktur mit der landschaftlich reizvollen Umgebung. …Das Landschaftsschutzgebiet und der Falkenhagener See im Norden und der Grünzug im Süden geben der Wohnanlage den landschaftlich reizvollen Rahmen.“ Diese Auszeichnung hat man damals gern „mitgenommen“. Kommt die Nordumfahrung, wird dieser Ortsteil von der noch stärker befahrenen Spandauer Straße, der sogenannten Umfahrung und – wenn wir „Glück“ haben – der Pestalozzistraße als Schleichweg zum fünfarmigen Kreisverkehr eingeschlossen. Tolle Aussichten!!!
    Beatrix Vender

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