Die Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF) hat den Entwurf zum aktuellen Nahverkehrsplan und ÖPNV-Bedarfsplan des Landes Berlin analysiert. Der Plan steht in der Hauptstadt kurz vor seiner Verabschiedung, hat indirekt auch Auswirkungen auf Falkensee. Berlin will seinen ÖPNV in den nächsten Jahren stark ausbauen, setzt dabei vor allem auf die Straßenbahn. Bei der S-Bahn hat eine verbesserte Anbindung des Berliner Hauptbahnhofs und der Anschluss an den Flughafen BER hohe Priorität. Hingegen wird eine Verlängerung der S-Bahn vom Bahnhof Spandau nach Albrechtshof erst auf den Zeitraum 2030 bis 2035 taxiert, also mit nachgelagerter Priorität. Da dieser Abschnitt eine Grundvoraussetzung für eine S-Bahn in das Havelland ist und solch eine neue Bahninfrastruktur in der Regel immer abschnittsweise gebaut wird, ist mit einer Verlängerung der S-Bahn von Albrechtshof Richtung Falkensee und Nauen – wenn überhaupt – nicht vor dem Jahr 2035 zu rechnen. Der Berliner Nahverkehrsplan führt diese Verbindung nur unter „optionaler Bedarf“.
Die Straßenbahn, deren Infrastruktur vergleichsweise kostengünstig zu errichten ist, soll in Berlin in den nächsten Jahren massiv vor allem im Westteil der Stadt ausgebaut werden und diverse Buslinien ersetzen, die an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen sind. Für die Jahre 2025-2030 ist laut Nahverkehrsplan die Errichtung eines Tram-Netzes in Spandau vorgesehen, mit „vordringlicher“ Priorität. Dieses Liniennetz soll vom Bahnhof Spandau nach Süden zur Heerstraße Nord, nach Westen ins Falkenhagener Feld und nach Norden zur Wasserstadt Spandau führen, perspektivisch bis 2035 nach Jungfernheide, um von dort über die Turmstraße an den Berliner Hauptbahnhof angebunden zu werden.
Die Tram-Route ins Falkenhagener Feld – Arbeitstitel „M37“ – soll vom Bahnhof Spandau nach derzeitigen Planungen über den Altstädter Ring, den Kreisverkehr am Falkenseer Platz und die Falkenseer Chaussee bis nahe an die Stadtgrenze nach Falkensee geführt werden. Die Strecke wäre ca. 4 km lang. BISF-Verkehrsexperte Marc-Oliver Wille: „Wenn die Straßenbahn schon bis zur Stadtgrenze geführt wird, wäre es naheliegend darüber nachzudenken, auch Falkensee über die Spandauer Straße mit der Tram zu erschließen.“ Aus Sicht der Bürgerinitiative schließt sich damit der Kreis zum geplanten Ausbau der Spandauer Straße in Falkensee, die derzeit hinsichtlich der vom Landesbetrieb Straßenwesen geplanten Komplettfällung der Lindenallee in der Diskussion ist. Wille: „Wenn man sich die sinnvolle Option offenhalten will, die Straßenbahn perspektivisch von Spandau nach Falkensee weiterzuführen, ist die derzeit vom Landesbetrieb vorgeschlagene Ausbau-Variante geradezu kontraproduktiv. Vielmehr sollte die Straßenplanung unter Einbeziehung einer möglichen Straßenbahn neu überdacht werden. Die beiden vom Bürgerbündnis 100 Linden vorgeschlagenen Alternativen passen da besser.“
Wille stellt noch einen interessanten Vergleich zwischen den Verkehrsmitteln an: „Während die Länder Berlin und Brandenburg auch nächstes Jahr noch zwischen einem dritten Regionalbahngleis und einer S-Bahn Richtung Nauen diskutieren, steht die Straßenbahn in Spandau schon in den Startlöchern. Ich staune, wie konkret die Planungen schon sind.“ Aus seiner Sicht könnte die Route vergleichsweise schnell umgesetzt werden, da kaum Umbauten im Straßenraum erforderlich sind und oft die vorhandenen Mittelstreifen genutzt werden können. Nach Mitteilung des Deutschen Bahnkunden-Verbandes (DBV) könne der Busbetriebshof an der Heerstraße auch für die Abstellung der Tramfahrzeuge genutzt werden. Wille sieht noch einen Vorteil: „Der Neubau von Straßenbahnstrecken ist nach der gesetzlichen Grundlage eine Angelegenheit des Landkreises und nicht des Landes. Vielleicht gelingt die Abstimmung hier dann schneller.“