Leserbrief in der MAZ vom 25/26 Oktober
Schon als Kind mochte ich die Schildbürgerstreiche nicht. Nun erlebe ich in meinem geliebten Geburtsort Dinge, die mich an die Schildbürger erinnern und die mich traurig stimmen.
Streich 1 – Bahnhofstraße zwischen Seegefelder und Poststraße: Warum konnten die guten Gedanken aus der Potsdamer Straße nicht auf die Bahnhofstraße übertragen werden? Eine Einbahnstraße in diesem Bereich könnte die Lösung sein. Der Fußgänger läuft Gefahr, von Radfahrern umgefahren zu werden; der Radfahrer muss zu seinem eigenen Schutz den Gehweg benutzen und kommt nur langsam voran, wenn er rücksichtsvoll fährt; die zu schmalen Parktaschen verursachen Behinderungen nicht nur beim Aus- und Einsteigen, und die Einfahrt zum Akazienhof gleichzeitig als Ausfahrt zu nutzen, setzt diesem Schildbürgerstreich die Krone auf. Sieht so eine Flanierzone aus?
Streich 2 – Fröbelstraße: Die Fröbelstraße hatte zum Teil einen Fußweg, zwar nicht ausgebaut, aber begehbar. Bauarbeiten in der Straße (Abwasser und die Erneuerung der Fahrbahn) brachten die Schildbürger auf eine Idee: Es muss ein Graben her, der den Fußgänger auf die Straße zwingt. Vor drei Jahren wurde von den Anliegern gefordert, die Geschwindigkeit auf 30 km/h zu reduzieren. Diese sinnvolle Maßnahme konnte nicht umgesetzt werden, dafür aber wurden für tausende von Euro Holzpflöcke an den Straßenrand in so dichtem Abstand gesetzt, dass weder ein Rollstuhlfahrer noch ein Kinderwagen bei Gefahr auf den Randstreifen ausweichen kann.
Streich 3 – Nordumfahrung: Durch die Bebauung in Falkensee und die damit steigende Einwohnerzahl wächst der innerstädtische Verkehr. Auf jeder, auch der kleinsten Nebenstraße, wird das Verkehrsaufkommen größer. Von den Schildbürgern wird den Einwohnern nun suggeriert, dass dieses Problem mit der Nordumfahrung gelöst wird. Nun frage ich, welcher Falkenseer nutzt die Nordumfahrung, um sein Kind zum Kindergarten oder zur Schule zu bringen oder abzuholen? Welcher Falkenseer nutzt die Nordumfahrung, um zum Einkaufen oder zum Arzt zu fahren? Welcher Falkenseer nutzt die Nordumfahrung, um zur Arbeit oder einfach mal so nach Berlin zu fahren? Wir bauen also die Nordumfahrung für andere und ziehen noch mehr Durchgangsverkehr an. Dafür zerstören wir unsere Landschaft und zerschneiden Ortsteile. Fahren zurzeit Kinder aus Falkenhöh noch mit dem Fahrrad zur Geschwister-Scholl-Schule oder zur Heilig-Geist-Kirche, so wird das aufgrund des dann bestehenden Gefahrenpotenzials nicht mehr möglich sein. Vernünftige Eltern werden nämlich dann diese Kinder mit dem Auto an ihr Ziel fahren.
Solange wir Bedenken gegen den Sinn dieser Nordumfahrung haben, und seien es nur die geringsten, müssen wir die Schildbürger am Baubeginn hindern. Denn wenn erst das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist alles zu spät.
Friedrich Ganskow,
Falkensee