DEMO 100 Linden – 20. Juni 2020

Das „Bürgerbündnis 100 Linden“ ruft zur Demonstration auf:

Rettet die Allee an der Spandauer Straße – unterstützen Sie unsere Aktionen zum Erhalt der Linden!!

Der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg hat eine neue Planung für den Ausbau der Spandauer Straße vorgelegt. Die Falkenseer Proteste der letzten Jahre aus der Bevölkerung und die alternativen Fachplanungen des Bürgerbündnis „100 Linden“ haben die ursprüngliche Komplettfällung verhindert. Aktuell sollen 33 Alleebäume erhalten bleiben, doch weitere 58 der noch vorhandenen 91 Bäume sollen dem Ausbau weichen. Der Landesbetrieb bleibt bei der Bauvariante mit der weitgehenden Fällung der 100-jährigen Linden. Von der Hegelallee bis zur Stadtgrenze, dem Übergang von Berlin nach Falkensee, sollen alle Bäume fallen. Die schützenswerte Lindenallee, das grüne Tor zum Havelland und nach Falkensee wäre auch mit den vorgesehenen dreireihigen Nachpflanzungen für Jahrzehnte dahin.

Die Bauarbeiten sollen Ende des Jahres mit der Fällung der Bäume beginnen.

Diese geplanten Fällungen lehnt das „Bürgerbündnis 100 Linden“ nachdrücklich ab. 

Eine aktuell von BISF und BUND beauftragte fachanwaltliche Stellungnahme fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) mit Öffentlichkeitsbeteiligung. Der Landesbetrieb missachtet geltendes Naturschutzrecht mit dem gesetzlichen Alleenschutz. Die Linden stellen eine geschützte Allee dar. Die Alternativen- und Variantenprüfung entspricht nicht den Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes, ebenso wenig wie die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen. Ohne Ausgleich soll ein gesetzlich geschütztes Biotop zerstört werden. Selbst die Falkenseer Baumschutzsatzung wurde vom Landesbetrieb übergangen.

Die vorhandenen Bäume zu schützen sollte auch aufgrund ihrer positiven Wirkung auf ihr direktes Umfeld und die Gesundheit der Anwohner oberste Priorität haben. „Die Bäume erfüllen vor Ort wichtige Funktionen als Straßenbäume, z.B. als Gestaltungselemente, zur Verkehrsführung, als Schattenspender, zur Luftkühlung und zur Feinstaubbindung“ (Baumgutachten zur Spandauer Straße, S.17).

Die großen Alleebäume können von ihrer Wertigkeit nicht einfach durch kleine Neupflanzungen ersetzt werden. Ein einziger Baum dieser Größe und dieses Alters hat eine enorme Blattfläche, die Bakterien, Pilzsporen und Feinstaub aus der Luft filtert. An einem sonnigen Tag verdunstet der Baum mehrere hundert Liter Wasser, die so seine Umgebungsluft anfeuchten und um mindestens 6 Grad abkühlen. Gleichzeitig entzieht eine dieser wertvollen Linden durch Photosynthese der Luft mehrere Kilogramm Kohlendioxid (CO2) und produziert dafür ebenfalls mehrere Liter Sauerstoff. Um die Alleebäume mit einer gleichwertigen Blattfläche zu ersetzen, müssten also nicht doppelt so viele neu gepflanzt werden, sondern ein Vielfaches dieser Anzahl!

Linden sind dafür bekannt, auch unter schwierigsten Bedingungen leistungsstark und widerstandsfähig zu sein. Ein Baumgutachten empfiehlt, das Totholz zu beseitigen und pflegerischen Aufwand – dann sind die Linden auch weiterhin verkehrssicher.  

Die Bäume sind ökologisch extrem wertvoll. Sie haben eine wunderschöne zusammengewachsene Krone. Die großen Linden bieten zahlreichen Tieren einen Lebensraum, auch an dieser dicht befahrenen Straße. In den Bäumen leben geschützte Tierarten, wie Fledermäuse, Höhlenbrüter, Eichhörnchen und sehr viele Insekten. Die Linde gilt als Bienenweide und bietet auch vielen Schmetterlingen ein Nahrungsangebot, Vögel finden dort Nistplätze. Dieses Ökosystem würde mit der Fällung der Bäume verschwinden und kann nicht durch kleine Neupflanzungen ersetzt werden.

Alleen sind im Havelland und in Brandenburg besonders geschützt. Sie dürfen nach Naturschutzrecht „nicht beseitigt, zerstört, beschädigt oder sonst erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden“. Der Leitfaden Alleenschutz des Landesbüros der anerkannten Naturschutzverbände Brandenburgs führt aus, es „sind primär alle Möglichkeiten zum Erhalt von Alleebäumen und Alternativlösungen zu prüfen und auszuschöpfen. Das öffentliche Interesse liegt im langfristigen Fortbestand der Allee als Ganzes, unter Wahrung ihres typischen Charakters und des Landschafts- und Ortsbildes.“

Wirtschaftliche Interessen, technische oder ‚funktionale‘ Aspekte dürfen grundsätzlich nicht zu Lasten des geschützten Alleenbestandes gehen. Die Begründung, dass eine Straßenplanung mit Komplettfällung „einfacher“ und ggf. „kostengünstiger“ sei, kann keine Ausnahme vom gesetzlichen Alleenschutz begründen.

Um eine erhebliche CO2-Reduktion bis 2030 zu erreichen, müssen Städte klimafreundlicher gestaltet werden, denn „ohne Erhalt und Stärkung der essentiellen klimaregulierenden Funktionen mariner und terrestrischer Ökosysteme ist effektiver Klimaschutz nicht realisierbar“ (S. 23, Klimaschutzplan 2015 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit).

Im Falkenseer Leitbild im Integrierten Standentwicklungskonzept (INSEK) heißt es deshalb, „Falkensee erhält und stärkt den grünen Charakter.“ und „Falkensee schützt seinen reichen Wald- und Baumbestand.“

Die Fällung der Allee hätte erhebliche negative Auswirkungen auf das prägende Orts- und Landschaftsbild der Stadt, die sich so gern als Gartenstadt bezeichnet, nicht zu vergessen die negativen Auswirkungen auf die Luftqualität und Hitzebelastung im Sommer, für alle Verkehrsteilnehmer und die Anwohner.

Den Erhalt der Allee zu gewährleisten, schließt die Prüfung von Möglichkeiten ein, die Allee – soweit notwendig – nach und nach zu verjüngen bzw. Lücken schon jetzt zu schließen. Eine Lückenbepflanzung ist bei älteren Alleen üblich und nicht schädlich für das Ortsbild.

Die vom Landesbetrieb Straßenwesen vorgelegte Planung ist an vielen Stellen optimierungsfähig. Die Nachteile (Eingriffe in den Baumbestand, massive Zusatzversiegelung, komplette Umgestaltung des Stadtbildes) überwiegen.

Unter den gesetzlichen Vorgaben ist geboten, Alternativen zu prüfen und bestmöglich auszugestalten, um dem Alleenschutz gerecht zu werden. Wenn es eine Alternative mit Alleeerhalt gibt, ist diese Alternative zu wählen.

Unser „Bürgerbündnis 100 Linden“ aus Umwelt-, Natur- und Tierschutzinitiativen hat zusammen mit Experten Alternativplanungen vorgelegt. Durch die Verschwenkung der Fahrbahnen könnten die meisten Bäume stehen bleiben. Den Vorschlag wischten die Straßenplaner einfach vom Tisch. Für mehr Aufwand und Sorgfalt zugunsten des Baumerhalts sieht man schlicht und ergreifend keine Notwendigkeit.

Auch zwischenzeitliche einlenkende Vorschläge zu einer baumschonenden Radverkehrsführung des ADFC Falkensee lehnte der Landesbetrieb ab. Ein separater Radweg auf der nördlichen Seite würde zumindest die südliche Baumreihe erhalten, durchgezogene Linien als sogenannter „Geschützte Radfahrstreifen“ würde Raum für den Erhalt von Bäumen bieten.

Selbst die Variante eines „Ausbaus im Bestand“ kann zur Lösung führen. Der Landesbetrieb plant eine einspurige Fahrbahn mit anliegendem Radfahrstreifen und Fußgängerweg. Die beiden Fahrstreifen in der heutigen Lage zwischen den Alleebäumen könnten saniert werden. Der Radstreifen würde nicht direkt an die Fahrstreifen sondern auf der jeweils anderen Seite der Alleebäume im parallelen Seitenstreifen separat angelegt werden. Die Radwege würden dann in Fortführung der Situation auf Berliner Seite nahe dem Gehweg weitergeführt werden.

Die Verkehrssicherheit wäre ebenfalls gewährleistet. Es wäre eine alternative Herangehensweise, mit der ebenfalls viele der Konflikte an der Straße beseitigt oder vermindert werden können. Es handelt sich um eine örtlich angepasste, sprich bestandsorientierte Lösung.

Fragen zur zusätzlichen Verkehrssicherheit weicht der Landesbetrieb aus:

Wie wird die unfallträchtige Situation der Einmündung der Hamburger Straße in die Spandauer Straße samt Nebenfahrbahn und Schulweg zur Geschwister-Scholl-Schule verbessert? Eine sichere Querung der Fahrbahnen an dieser Stelle sollte nicht einer möglichst hohen Verflüssigung des Verkehrs auf der Spandauer Straße zum Opfer fallen.

Wir fragen den Landesbetrieb Straßenwesen außerdem:

Wie wurden die aktuellen Wohnbauprojekte in der Umgebung der Spandauer Straße berücksichtigt?

Der neue „Wohnpark Hohenlohe“ auf Berliner Seite und die Mehrfamilienhausbebauung auf Falkenseer Seite, beide in der Hamburger Straße, und das Wohnbauprojekt der Bosch-Stiftung An der Lake bringen erheblich mehr Kfz-Verkehr auf und um die Spandauer Straße. Und die zuziehenden Menschen werden aber auch zu Fuß und per Rad die „Nahversorgung“ in den Märkten und Läden an der Spandauer Straße und um den Kreisverkehr suchen.

Sind diese enormen Zunahmen an Quell- und Ziel-Nahverkehr auf kurzen Wegen bei der Ausbauplanung berücksichtigt?

Das Hauptaugenmerk des Landesbetriebs lag bislang sehr einseitig auf dem schnelleren und freien „Durchfluss“ von Pkw und Lkw zwischen Falkensee und Berlin. Es geht aber auch um ein stadtplanerisches Gleichgewicht für die wachsende Zahl von Anwohnern und Anliegern, die Nahversorger aus Handel und Gewerbe, Fußgänger wie Radfahrer. Verkehrsberuhigung und Aufenthaltsqualität stehen als Ziele gleichberechtigt obenan.

Wurden auch die Bedarfe der schwächeren Verkehrsteilnehmer und deren maximale Verkehrssicherheit berücksichtigt?

Wie werden vom Landesbetrieb in diesem Zusammenhang stadtplanerische Komponenten miteinbezogen?

Wie wird eine „Aufenthaltsqualität“ rund um die Spandauer Straße mit z.B. grünen Inseln, Bänken, Ruheinseln etc. für Anwohner und Gewerbe, für Quell- und Ziel-Fußgänger, Radfahrer und Kurz-Ziel-Autofahrer gewährleistet?

Welche straßenbaulichen und verkehrsregelnden Maßnahmen im Sinne der Verkehrsverminderung und Verkehrsberuhigung z.B. Tempo 30 plant der Landesbetrieb?

Auf diese Fragen bleibt der Landesbetrieb jegliche Antwort schuldig.

Das „Bürgerbündnis 100 Linden“ fordert die Einhaltung des gesetzlich normierten Alleenschutzes und die ernste Prüfung alternativer Ausbauplanungen, die den möglichst umfangreichen Erhalt der Allee und ihrer Bäume zum Ziel haben.

Bis dahin fordert das Bürgerbündnis die Rückstellung geplanter Fällungen und schlägt stattdessen erneut die Aufnahme eines moderierten Verfahrens unter Hinzuziehung fachkundiger Vertreter und der Umweltgruppen und -verbände vor, um eine akzeptable Lösung zu finden. Die vom Landesbetrieb vorgelegte Ausbauplanung schlägt zwar einen richtigen Weg ein, ist jedoch noch an vielen Stellen optimierungsfähig. Dargestellte Konflikte zwischen Umwelt und Verkehr lassen sich weiter reduzieren und durch geeignete Maßnahmen beheben. Auch höhere Baukosten können kein Grund sein, den gesetzlich vorgeschriebenen Alleenschutz zu umgehen.

Wir freuen uns über Ihre Unterstützung. Bringen Sie Familien, Nachbarn, Freunde und Bekannte mit.

Im „Bürgerbündnis 100 Linden“ haben sich bisher folgende Initiativen zusammengeschlossen:

– Aktion Fair Play, Tierschutzbürgerinitiative

– Baumschutzgruppe Finkenkrug

– BUND Ortsgruppe Falkensee

– Bürgerinitiative Lindenweiher

– Bürgerinitiative Schönes Falkensee e.V. (BISF)

– Umweltgruppe der Lokalen Agenda 21, Falkensee

Ihre Spende für den Erhalt der Linden unter dem Stichwort: „100 Linden“ an

BISF e.V., Mittelbrandenburgische Sparkasse, BIC:  WELADED1PMB IBAN: DE03 1605 0000 3825 0012 10

Weitere Informationen sind unter Bau- und Werksausschuss 13.1.2020 Top 3 zu finden:
https://www.falkensee.de/ratsinfo/sitzungen/dokumente.php

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