Baumerhalt durch Alternativpläne

Brawo / MOZ.de, 9.03.2018

Das Bürgerbündnis „100 Linden“ sieht verschiedene Möglichkeiten, die Alleebäume in der Spandauer Straße trotz des Ausbaus weitgehend zu erhalten. Dazu müssten allerdings Ausbaualternativen geprüft werden – notwendig sei dies schon wegen des gesetzlich vorgeschriebenen Alleenschutzes. Interessierte wurden kürzlich auf einer Veranstaltung des Bündnisses von Fachleuten über Details informiert.

Nach Auffassung des zuständigen Landesbetriebs für Straßenwesen erfordern Defizite in der Verkehrssicherheit und das Fehlen von Barrierefreiheit sowie Haltebuchten für den Busverkehr den Ausbau der Spandauer Straße. Ein Gutachten hatte sodann ergeben, dass die derzeitige Situation der Bäume und die vom Land favorisierte Variante der Ausbauplanung nicht zusammenpassen. Fazit: Totalfällung der Lindenallee bis auf 13 Bäume. Alleen dürfen jedoch im Land Brandenburg nicht beseitigt, zerstört, beschädigt oder sonst erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden. So sieht es das Naturschutzausführungsgesetz vor.

Ausnahmen von dieser Regelung können zugelassen werden, allerdings nur dann, wenn sie aus zwingenden Gründen der Verkehrssicherheit erforderlich sind und keine anderen Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit erfolgreich durchgeführt werden konnten.

Das Bürgerbündnis „100 Linden“ folgert daraus, dass das vom Landesbetrieb vorgestellte Gutachten hinfällig ist, weil es nur auf einer einzigen Planungsvariante, nämlich dem Tiefeinbau, basiert. „Aus dem Gutachten ist nicht die Notwendigkeit einer Komplettfällung abzuleiten. Es ist zumindest eine Alternativenprüfung notwendig“, sagte Marc-Oliver Wille von der Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF). Alternativen sehen die Akteure in der grundsätzlichen Herangehensweise. „Wünschenswert wäre ein Planungsziel, das weniger den idealtypischen Straßenbau im Mittelpunkt hat. Prämisse sollte vielmehr sein, möglichst viel Allee zu erhalten“, so Wille.

Dies könnte etwa über einen Hocheinbau erreicht werden, da bei dieser Ausbauvariante ein ausreichender Abstand zum Wurzelwerk der Alleebäume eingehalten werden kann. Weiterhin wäre auch eine Sanierung der Spandauer Straße im Bestand denkbar – dabei könnten die alten Bordsteine als Ankerpunkte für die Baumwurzeln erhalten bleiben und gleichwohl separate Abbiegespuren und Busbuchten geschaffen werden. Für das Bürgerbündnis zwei gangbare Wege – solange diese nicht widerlegt seien, greife der Alleenschutz.

Warum der so wichtig ist, erläuterte Biologin Beate Kitzmann: „Alleebäume sind hervorragende Sauerstofflieferanten, Schattenspender und Habitat für eine Vielzahl von Lebewesen, nicht zuletzt aber wertvolles Kulturgut. Um etwa den ökologischen Wert einer 100-jährigen Buche zu erhalten, müssten 2.000 junge Bäume gepflanzt werden.“ Zudem seien Neupflanzungen bereits kleinkroniger gezüchtet – gut zu betrachten im ersten Bauabschnitt der Spandauer Straße, wo die jungen Bäume auf dem schmalen Mittelstreifen stehen. Befürwortern des Baumerhalts empfiehlt das Bündnis, sich gegenüber dem Landesbetrieb für Straßenwesen und der Stadt Falkensee klar zu positionieren.