Leserbrief vom 23.10.2008
Die Bürgermeister Heiko Müller aus Falkensee und Konrad Birkholz aus Spandau haben über die Spandauer Straße gesprochen, das verkehrliche Nadelöhr in Falkensee. Sie wollen sie vierspurig ausbauen. Wer das unterstützt, sollte Folgendes wissen:
Neue, bessere, breitere Straßen ziehen mehr Verkehr an, die Straßen werden dadurch voller. Der auf die Südumgehung verlagerte Verkehr würde auf die Spandauer Straße zurückgeholt.
Es kommt bei der Straßenplanung nicht vordringlich darauf an, wie breit die Straße ist, sondern wie leistungsfähig die Knotenpunkte (Kreuzungen, Kreisverkehre, Ampeln) ausgebaut sind.
Der zu kleine Kreisel am Spandauer Platz, fehlende Abbiegespuren und Busbuchten sowie die erste Ampelkreuzung auf Berliner Stadtgebiet produzieren Stauerscheinungen, nicht die zweispurige Straße selbst.
Vierspurige Straßen sind, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen und auch aufgrund höherer Geschwindigkeiten, kaum zu überqueren.
Die von Herrn Müller genannten Verkehrszahlen sind nur die halbe Wahrheit: In 2001 befuhren 18 000 Fahrzeuge die Spandauer Straße, in 2005 nach Fertigstellung der L 20n im Süden nur noch 10 500 Fahrzeuge. Die Verkehrsabnahme (!) steht so zum Nachlesen im neuen Lärmaktionsplan der Stadt.
Müllers Prognose der 28 000 Fahrzeuge entstammt vermutlich den Planungsunterlagen zur Nordumfahrung. Diese ist allerdings bewiesen überhöht und unglaubwürdig.
Nun führt Müller damit auch noch seinen Kollegen Birkholz aufs Glatteis. Auch die Herren mit den Geschäften aus der Ladenzeile sind vermutlich schlecht beraten, wenn sie den Ausbau bevorzugen. Es ist völlig utopisch, dass von einer vierspurigen Durchgangsstraße mehr Fahrzeuglenker die Geschäftszeile ansteuern. Und warum sollte das Abbiegen aus dem Seitenstreifen auf eine vierspurige Straße leichter sein als auf eine zweispurige?
Man mag gar nicht daran denken, dass bei mehr Verkehr zum Schutz der Anwohner noch Schallschutzwände entlang der Spandauer Straße erforderlich werden.
Marc-Oliver Wille,
Falkensee