Die Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF) hat einen neuen Ansatz entwickelt zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes auf der Regionalbahn-Strecke Nauen – Falkensee – Berlin. Er geht im Grundsatz davon aus, dass eine Kapazitätserweiterung am dringendsten in den Spitzenzeiten erforderlich ist, in denen die Züge voll mit Pendlern sind – Das ist etwa der Zeitkorridor 6-9 Uhr Richtung Berlin und 14-19 Uhr Richtung Nauen an Werktagen.
Das BISF-Konzept einer „Express-Regionalbahn“ sieht so aus:
– In der Hauptlastrichtung wird zu den Spitzenzeiten ein attraktiver 20-Minuten-Takt angeboten, d.h. zwischen die RB 10 und RB 14 wird eine dritte „RB neu“ geschoben.
– Die „RB neu“ fährt nur zwischen 6 und 9 Uhr ab Brieselang Richtung Berlin mit Halt an allen Haltepunkten, wahlweise über Jungfernheide oder Zoo, jenachdem wo Trassen frei sind. Das Gleiche zwischen 14 und 19 Uhr in Richtung Brieselang.
– Nauen ist und bleibt durch den beizubehaltenden Regionalexpress zusätzlich abgedeckt.
– In der jeweiligen Gegenrichtung, die zu den Spitzenzeiten deutlich weniger nachgefragt ist, hält der zusätzliche Zug auf der Rückfahrt überhaupt nicht, sondern fährt ohne Halt durch. Dort wird – wie bisher – ein 30-Minuten-Takt aus RB 10 und 14 angeboten.
Durch diesen Trick kann die Rückfahrt außerhalb des Fahrplans erfolgen, es kommt zu kürzeren Zugfahrten und -umläufen, also zu Zeitersparnissen, eben zu einem Express-Verkehr. Beispielsweise dauert eine Fahrt Brieselang – Berlin Zoo mit Unterwegshalten momentan ca. 29 Minuten; ohne Halt, Bremsen und Beschleunigen wären es nur ca. 15 Minuten. Es wird viel Flexibilität erreicht, da der Zug in einem beliebigen Zeitfenster umgesetzt werden kann und so auch der Bahnhof Spandau wenig belastet wird.
Der Vorschlag vereinigt mehrere Vorteile: Der kundenorientierte 20-Minuten-Takt kann auf den bestehenden Infrastrukturen umgesetzt werden, teure Investitionen sind nicht nötig. Die zusätzlichen Betriebskosten für die Zusatzfahrten der „RB neu“ sind überschaubar, zumal Leerfahrten geringere Kosten für die Trassennutzung bedeuten. Für den Betrieb sind zunächst preiswertere Gebrauchtwagen denkbar. Da mit diesem interessanten Zusatzangebot mehr Menschen auf die Regionalbahn umsteigen sollten, wären eine höhere Fahrgastzufriedenheit und zusätzliche Fahrgelderlöse zu erwarten. Und vor allem: „Die Lösung ist schnell umsetzbar“, sagt BI-Verkehrsexperte Marc-Oliver Wille.
Die BISF legt Wert darauf, dass dies nur ein vorübergehender Ansatz sein soll und keine Vorfestlegung für eine langfristige ganztägige Lösung Regionalbahn oder Express-S-Bahn. Das Land und der Verkehrsverbund VBB sollen dazu bewegt werden, den Vorschlag zu prüfen und umzusetzen. Wille: „Es wäre toll, wenn die Stadt Falkensee und der Landkreis Havelland uns darin unterstützen könnten.“ Zudem wären aus Sicht der BISF begleitende Maßnahmen gut wie mehr Park&Ride-, Bike&Ride-Flächen, ein besserer Busanschluss an den Bahnhöfen sowie eine ÖPNV-freundliche Vermarktung in Falkensee.
Flankierend zur Verdichtung in den Spitzenzeiten müsste das Angebot zudem auch in den Abendstunden und am Wochenende ausgebaut werden, damit mehr Leute, ohne mit dem Auto zu fahren, am kulturellen Leben der Hauptstadt Berlin teilnehmen und dort einkaufen oder ausgehen können. Derzeit gilt der 30-Minuten-Takt der Regionalbahn wochentags nur bis kurz nach 21 Uhr und am Wochenende sogar nur bis ca. 18:45 Uhr. Die Attraktivität könnte in Teilen praktisch kostenneutral erhöht werden, wenn abends die RE 2 auch an den untergeordneten Bahnhöfen Albrechtshof, Seegefeld und Finkenkrug halten würde.