„Vom Land eine große Dreistigkeit“

BRAWO vom 26.07.2009

Marc-Oliver Wille über die Auslegung zur Nordumfahrung in der Hauptferienzeit

Die Planungen zur umstrittenen Falkenseer Nordumfahrung werden nach einer Entscheidung des Brandenburgischen Landesamtes für Bauen und Verkehr vom 10. August bis 9. September im Rathaus Spandau öffentlich ausgelegt. Mit Marc-Oliver Wille von der Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF) sprach Klaus Meynersen.

Empfinden Sie es als Genugtuung, dass die Planfeststellungs-Unterlagen demnächst in Spandau ausgelegt werden?

Marc-Oliver Wille: Wir haben das Landesamt vor langer Zeit auf die Notwendigkeit, auch die Berliner Bevölkerung an der Planung des Projekts zu beteiligen, aufmerksam gemacht. Deshalb begrüßen wir es, dass die Landesbehörde diesem Erfordernis nun Rechnung trägt. Es ist aber eine große Dreistigkeit, dass das Land Brandenburg die Berliner aus der Diskussion offenbar möglichst heraushalten will. Sonst hätte es den Beginn der Auslegung erst nach dem Ende der Schulferien am 28. August angesetzt. Eine öffentliche Auslegung während der Haupturlaubszeit hatte das Landesamt vergangenes Jahr auch in Falkensee und Schönwalde versucht. Das ist aber damals aufgrund unserer Intervention verhindert worden. Auch in Spandau muss die Auslegung unserer Meinung nach so durchgeführt werden, dass möglichst viele Menschen daran teilnehmen können!
 

Wie sieht Ihre aktuelle Bewertung der umstrittenen Planung selbst aus?

Wille: Das Vorhaben löst weiterhin nicht die Probleme der lärmgeplagten Bewohner der Falkenseer Innenstadt. Es greift aber ohne Not unverhältnismäßig und nicht rückholbar und daher unverantwortbar in den Bestand einer zum Teil durch deutsches, zum Teil durch europäisches Recht geschützten Natur- und Erholungslandschaft ein. Dabei gibt es durchaus von uns vorgetragene taugliche Alternativen zur bestehenden Planung.

Worin sehen Sie die praktische Bedeutung der jetzt vom Landesamt zugestandenen zweiten Auslegung?

Wille: Darin, dass die Spandauer endlich vom Landesamt selbst erfahren, was direkt vor ihrer Haustür geplant wird: die Zerstörung der herrlichen Landschaft im Grüngürtel zwischen Falkensee/Schönwalde und Berlin – und dass sie sich dagegen wehren können.

Und sonst?

Wille: Die erneute Auslegung gestattet jedermann, Einwendungen gegen die umstrittene Planung bis zum 23. September im Rathaus Spandau oder im brandenburgischen Landesamt für Bauen und Verkehr in Hoppegarten einzureichen. Das gilt auch für Menschen, die in jüngerer Zeit ins Havelland gezogen sind oder sich aus anderen Gründen erst jetzt mit der Sache näher beschäftigen können.