MAZ vom 26.02.2009
Baumschützer wollen Prachtexemplar nicht dem Neubau opfern
FALKENSEE – Der Stamm der Eiche misst 2,25 Meter Umfang. Die Krone spannt sich 20 Meter weit. Viel Elend und viel Heiteres mag der Baum in seinem Leben gesehen haben, breitet er doch zwischen der alten Poliklinik, später Gesundheitszentrum genannt, und dem Gelände von ASB und Kästnerschule sein Astwerk aus. Nun soll er gefällt werden, denn er steht einem Bauprojekt der Wohn- und Pflegezentrum Havelland GmbH im Wege.
Sie will auf dem Gelände des alten Gesundheitszentrums einen dreigeschossigen Winkelbau entlang von Fehrbelliner Straße und Krummen Luchweg errichten. Das Gebäude soll 18 behinderten- und seniorengerecht ausgestattete Wohnungen beherbergen, außerdem Arzt- und Zahnarztpraxen sowie die Apotheke. Die Wohnungen will der Bauherr – eine Tochtergesellschaft der kreiseigenen Havelland Kliniken GmbH – zu einem moderaten Mietpreis anbieten, versprach Geschäftsführer Michael Rabe bei der Vorstellung der Pläne im Stadtentwicklungsausschuss. Baubeginn wurde für dieses Frühjahr angekündigt, Einzug für den Sommer 2010.
Doch nun machen die Baumschützer mobil. Die Baumschutzgruppe Finkenkrug, geführt von Erika Paul, erhielt vor wenigen Tagen einen Hilferuf von besorgten Anwohnern. „Die Häuser kommen – die Bäume müssen gehen? Ist das des Volkes Wille?“ spitzt Erika Paul die Problematik zu. Eigentlich wollte sie sich ja nur um die gefährdeten Bäume von Finkenkrug kümmern, schon mit dieser Aufgabe hat ihre Gruppe schon alle Hände voll zu tun. Aber nun sah sie sich doch veranlasst, den Hilferuf aufzugreifen. Nach einem Telefongespräch mit Michael Rabe steht fest: „Es kann darüber noch einmal geredet werden“, wie der Geschäftsführer einräumte. Am kommenden Sonnabend wird er sich im alten Gesundheitszentrum den Fragen der Falkenseer stellen. „Wir sind in der Tat in einer Zwickmühle“, hatte er eingeräumt. Einerseits wolle man preiswert bauen, andererseits nichts gegen den Willen der Bürger durchziehen. „Wir sind völlig offen. Es geht auch immer etwas anderes“, mit diesen Worten hatte er Kompromissbereitschaft angedeutet.
In der Stadtverordnetenversammlung im Januar hatte Ursula Nonnemacher (Grüne) einen weiteren Vorstoß unternommen, doch noch eine Planänderung zu veranlassen, um die Eiche zu retten – allerdings ohne Erfolg. (Von Hiltrud Müller)