Verkehr
Verlängerung würde Angebot ergänzen
MAZ vom 15.1.2009
Die in Berlin wieder aufgeflammte Debatte um die Verlängerung der S-Bahn aus Spandau bis zur Landesgrenze oder in das Havelland hinein hat neue Nahrung erhalten. Eingeschaltet hat sich jetzt auch der Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Bahnkunden-Verbandes. Dessen Vorsitzender Frank Böhnke formuliert in einer Pressemitteilung die Frage: „Wann endlich kommt die notwendige Verlängerung nach Falkensee?“
Ende Dezember 2008 war in Spandau der zehnte Jahrestag der Wiederinbetriebnahme der S-Bahn bis in den Havelbezirk gefeiert worden. Vertreter des Verkehrsunternehmens, Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz und Baustadtrat Carsten-Michael Röding hatten das zum Anlass genommen, die Verlängerung der bis zum Mauerbau 1961 in Falkensee endenden Trasse wieder ins Gespräch zu bringen. Bei der S-Bahn heißt es, der Lückenschluss – den laut Einigungsvertrag der Bund zahlen muss – sei wünschenswert und finanziell machbar. Der Berliner Senat indessen erwägt inzwischen, die Trasse vom Bahnhof Spandau aus nur bis zur Hackbuschstraße zu verlängern. Dagegen aber sprechen sich die Verantwortlichen im Bezirk aus, sie fordern die Weiterführung bis mindestens Albrechtshof an der Landesgrenze. An der Hackbuschstraße gebe es nicht genügend Parkplätze. Im Havelland finden sich derweil kaum noch Befürworter einer S-Bahn-Lösung – Pendler präferieren die schnellere Regionalbahn und würden bei Verschlechterungen dort wohl auf das Auto umsteigen.
Den Bahnkunden-Verband interessiert dieses Argument nicht. Vorsitzender Frank Böhnke findet es „völlig unverständlich“, dass sich beide Länder nicht auf die Verlängerung einigen konnten. Die Leidtragenden seien die Fahrgäste. Das Fehlen der S-Bahn werde an den Mängeln im Regionalbahnangebot deutlich. „Die Regionalzüge sind sehr häufig verspätet und im Berufsverkehr überfüllt. Das Angebot reicht in den Spitzenstunden nicht aus“, heißt es in der Pressemitteilung. Nach Ansicht des Bahnkundenverbandes entspricht das Bahn- und Busangebot „keinesfalls dem Wachstum“, das sich seit 1990 allein in Falkensee vollzogen hat. Es müsse vielmehr ein „sinnvolles Miteinander“ aller Angebote geben.