Keine weiteren Stilllegungen bei Bahnstrecken

Dellmann will bestehendes Nahverkehrsnetz erhalten

Berliner Zeitung, 23.01.2008, Andrea Beyerlein

POTSDAM. Die mageren Zeiten scheinen vorerst vorbei: Zumindest bis 2012 sollen keine weiteren Eisenbahnstrecken in Brandenburg mehr stillgelegt werden. Das sieht der Landesnahverkehrsplan vor, den Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) gestern dem Kabinett vorgestellt hat. Und der damit festgeschriebene Status quo, so der Minister, sei eine Erfolgsgeschichte: „Es gibt in Europa kaum eine Region, die über ein besseres Nahverkehrsnetz verfügt.“

Trotzdem will Dellmann bis 2012 noch einiges voranbringen. Allem voran verwies der Minister auf die lange ungesicherte Anbindung des neuen Großflughafens BBI in Schönefeld. Der solle bei Inbetriebnahme im Zehn-Minuten-Takt per S-Bahn erreichbar sein. Zudem soll ab Berlin-Hauptbahnhof alle 15 Minuten ein schnellerer BBI-Express verkehren. Zwischen Schönefeld und Potsdam mit Endpunkt Golm werde ein Zug im Stundentakt verkehren. Cottbuser Fluggäste müssten auf dem Weg nach Schönefeld allerdings in Königs Wusterhausen umsteigen.

„Wir wollen auch bei der Qualität noch Potenziale heben“, sagte Dellmann. „Gute Züge reichen nicht, das Umfeld muss besser werden.“ Nachholbedarf bestehe etwa bei behindertengerechten Zugängen, „Park&Ride“-Plätzen sowie Informationsmöglichkeiten für die Kunden. Rund 144 000 Menschen nutzen laut Verkehrsplan täglich die Brandenburger Bahnen. Die verkehren auf einem Schienennetz von 2 214 Kilometern. „Wenn die Angebote attraktiver werden“, sagte Dellmann. „Lassen auch mehr das Auto stehen.“ Das sei sein Ziel.

Derzeit erhält das Land Brandenburg für den Bahnverkehr pro Jahr rund 400 Millionen Euro vom Bund. Laut Dellmann werden für 320 Millionen Euro direkt Verkehrsleistungen bestellt. Nur 45 bis 50 Prozent der Ausgaben für den Schienenverkehr würden durch Fahrentgelte gedeckt. Ein Viertel der Strecken sei bislang frei ausgeschrieben worden. In allen Fällen habe das Land bessere Konditionen aushandeln können. „Wir haben ein Interesse daran, dass unterschiedliche Anbieter zum Zuge kommen“, sagte der Minister.

Zu einzelnen, teils strittigen Planungen äußerte sich Dellmann nicht. Er kündigte aber an, dass über die Anbindung von Falkensee westlich Berlins im Februar entschieden werden soll. Bis zum Frühjahr stellte er Beschlüsse zur Wiederinbetriebnahme der Stammbahn bei Kleinmachnow und der Anbindung von Hennigsdorf und Velten an Berlin in Aussicht. Derzeit würden Kosten-Nutzen-Analysen erstellt, sagte Dellmann.

Die Verkehrsexpertin der Linken, Anita Tack, warf Dellmann Ideenlosigkeit vor: „Er hat keine Vision.“ Der Verkehrsplan regele lediglich, was ohnehin festgeschrieben sei. Die Anbindung des Flughafens sei nicht schlüssig: Neben der S-Bahn werde sich ein teurer Flughafen-Express kaum rechnen. Ein weiterer Schwachpunkt seien fehlende, neue Anbindungen nach Polen.

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