j. Knarr
Bericht über eine Veranstaltung der SPD Spandau, Abt. Stadtrandstr. am 22.05.07
Eingeladen zur öffentlichen Diskussion waren der Falkenseer SPD-Bürgermeisterkandidat Heiko Müller, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Schönes Falkensee e.V., Günter Chodzinski und Joachim Schumann von der Initiative Pro-Nordumfahrung, der allerdings nicht erschien.
Herr Müller meint, die Nordumfahrung sei unbedingt notwendig und versucht, diese Ansicht wie folgt zu untermauern:
Die Nordumfahrung sei notwendig um den Durchgangsverkehrs in Falkensee umzuleiten. Zugegebenerweise sei der Durchgangsverkehr gegenwärtig nur ein sehr kleiner Teil des Gesamtverkehrs, das werde sich aber seiner Prognose nach ändern, weil eine starke Zunahme des Verkehrs aus dem Umland zu erwarten sei. Allein aus Schönwalde und Brieselang werde eine Verdoppelung der Anwohner auf uns zukommen! Außerdem sei es kein Problem, dass die Nordumfahrung im Ort am Spandauer Platz ende, denn die Spandauer Straße soll dann vierspurig ausgebaut werden.
Die Nordumfahrung sei auch notwendig, um den Ziel- Quell- und Binnenverkehr besser zu verteilen. Um die Dringlichkeit dieses Problems zu begründen, greift Herr Müller auf die Prognosen der frühen Nachwendezeit zurück und sieht die Bevölkerung Falkensees von derzeit 40.000 auf 48.000 wachsen.
Herr Chodzinski widerspricht den Wachstumsvorstellungen von Herrn Müller und bezieht sich auf die letzte offizielle Prognose, wonach die Bevölkerung Falkensees im Jahre 2018 erste 42.000 Einwohner erreichen wird. Auch die Vorstellung einer raschen Bevölkerungszunahme im Umland widerspreche dem gegenwärtigen Trend.
Nach dem Ausbau der B5 bestehe keine Notwendigkeit, eine weitere Straße für den Durchgangsverkehr zu bauen.
Die Nordumfahrung würde zusätzlichen Verkehr nach Falkensee locken und löse die Verkehrsprobleme der Stadt nicht. In Bezug auf den Ziel-, Quell- und Binnenverkehr sei es kaum zu erwarten, dass ein wesentlicher Anteil der motorisierten Verkehrsteilnehmer den Umweg zur Nordumfahrung in Kauf nehmen würde. Zudem müssen hierfür bisher ruhige Anwohnerstraßen als Zubringer ausgebaut werden.
Die richtige Lösung wäre eine Verbesserung des vorhanden Straßensystems, Verkehrs-lenkungsmaßnahmen und der Ausbau des ÖPNV, den S-Bahn-Anschluss oder den Regional-Express.
Die negativen Auswirkungen der Nordumfahrung sowohl für die Anwohner wie auch für die Umwelt, Natur, Naherholung und den Tourismus wurden von Herrn Chodzinski in der Diskussion ausführlich dargestellt. Näheres dazu kann auf dem Homepage der BI Schönes Falkensee e.V. unter www.bisf.eu erfahren werden.
Herr Müller hält die Beeinträchtigung der Natur durch die Nordumfahrung für gerechtfertigt und vertritt die Meinung, dass es genügend andere intakte grüne Bereiche, wie die Döberitzer Heide oder der Krämerwald gebe. Ein schwacher Trost für die Falkenseer, die mit dem Auto dort hinfahren müssen.
Eine Verbesserung der Bahnverbindung nach Berlin hält Herr Müller zumindest mittelfristig für unwahrscheinlich, er setze sich jedoch für eine Freihaltung der Bahntrasse ein, damit keine Chancen für die Zukunft verbaut werden.
Von einem Kandidat für das Amt des Bürgermeisters erwartet man wahrlich ein engagierteres und offensiveres Eintreten für bessere Bahnverbindungen.
Sehr interessant erscheinen die weiteren Argumente für den Bau der Nordumfahrung, die Herr Müller vortrug. Die Nordumfahrung sei notwendig als Ausweichstrecke für die B5 und als weitere Zugangsachse für das westliche Brandenburg nach Berlin.
Das wird sonst nicht so gerne in Falkensee gesagt. Was viele Kritiker als Argument gegen die Nordumfahrung ins Feld führen – sie erzeuge als Nebeneffekt zusätzlichen Verkehr – erscheint in Wirklichkeit als das eigentliche Ziel dieses vorläufig auf 30 Millionen Euro geschätzten Bauwerkes. Mehr Verkehr. Verkehr der schnell durch schützenswerte Landschaften zieht, einen wichtigen Frischluftkorridor Berlins zerschneidet, dicht am Falkenhagener See vorbeiführt, erschreckend nah an den Häuser der Semmelhacksiedlung und vierspurig weiter durch Falkenhöh nach Berlin.