Am Samstag, den 2. November, feierte die Bürgerinitiative Schönes Falkensee (BISF) ihr 20-jähriges Bestehen. Mit einer Gala in den „Seeterrassen“ am Falkenhagener See kehrte sie damit zu ihren Ursprüngen zurück: An gleicher Stelle wurde der Verein vor zwei Jahrzehnten zur Abwehr der damals geplanten „Nordumfahrung“ gegründet. 100 Gäste schwelgten in Erinnerungen an die Anfangszeit der Bürgerbewegung. Gleichzeitig wies der BISF-Vorsitzende Günter Chodzinski darauf hin, dass die BISF in all den Jahren vielfältige Initiativen für mehr Verkehrssicherheit und im Natur- und Umweltschutz initiiert hat.
„Mit 100 um den See?!“, unter diesem Motto ging es los am 29. Juni 1999 mit der ersten Informationsveranstaltung zur geplanten Nordumfahrung, zu der überwältigende 600 Interessierte ins damalige Restaurant Seeblick kamen. Schon einen Monat später, am 29. Juli, trafen sich 27 engagierte Bürgerinnen und Bürger und gründeten den Verein „Bürgerinitiative Schönes Falkensee e.V.“. Schon am 11. Dezember 1999 wurde das 100. Mitglied begrüßt. Von Anfang an konnten sich viele Falkenseer nicht vorstellen, dass eine Schnellstraße die Natur zwischen Falkensee und Schönwalde verschandeln sollte. Nachdem am 29. September 1999 die Falkenseer Stadtverordnetenversammlung mit Stimmen von SPD, CDU und FDP eine Empfehlung für die Nordumfahrung beschloss, die BISF gleichzeitig 700 Unterschriften gegen die Nordumfahrung und für den Erhalt von Landschaft und Natur übergab, entbrannte ein jahrelanger Streit.
Günter Chodzinski, über die gesamten 20 Jahre durchgehend Vorsitzender der BISF, erzählte manch Anekdote an diesem kurzweiligen Abend. „Legendär waren die Sommerfeste, anfangs noch in der Händelallee, auf der Straße und in den Gärten. Menschenmassen strömten zu uns und sorgten für so manche Staubwolke. Es wurde gegrillt und bis spät in die Nacht diskutiert. Der Altbürgermeister Jürgen Bigalke höchstpersönlich, der in der Nähe wohnte, rief wegen Ruhestörung schon mal die Polizei.“
Im Schnelldurchlauf reflektierte Chodzinski die vielen Aktionen der BISF gegen die Nordumfahrung. Da gab es die Akteneinsicht beim Landesbetrieb in Potsdam, zweimal führte die bundesweite Tour de Natur durch Falkensee, und bei der Einweihung des Rundwanderwegs um den Neuen See schlug Heiko Müller bunter Protest entgegen mit Dutzenden Plakaten „Warum Herr Bürgermeister?“. Rund um das Planfeststellungsverfahren in den Jahren 2008 und 2009 sammelte die BISF rund 7.000 Einwendungen gegen die Straßenplanung – bis heute wurde das Verfahren nicht weitergeführt. Chodzinski: „20 Jahre Stillstand, was soll da noch kommen?“
Marc-Oliver Wille, 2. Vorsitzender der BISF, zählte einige jüngere Erfolge der Bürgerinitiative in Sachen Verkehr auf: „Wir haben den Anstoß gegeben zum Geh- und Radwegbau auf Haupterschließungsstraßen, wir haben dafür gesorgt, dass morgens immerhin ein Verstärkerzug von den Falkenseer Bahnhöfen in die Berliner City fährt, wir konnten den Bike&Ride-Parkplatz am Bahnhof Albrechtshof durchsetzen, und nicht zuletzt konnten wir offenbar den Landesbetrieb Straßenwesen überzeugen, dass es Alternativen zur Komplettfällung der Lindenallee an der Spandauer Straße gibt.“ Und schließlich: „Wir haben Recht behalten, dass die Falkenseer Nordumfahrung nicht wie geplant gebaut werden kann – dies hat nun auch das Brandenburger Ministerium eingesehen. Es will wegen der Umweltproblematik eine alternative Linienführung suchen. Die kann es aber nach Lage der Dinge nicht geben. Damit wird es auch keine Nordumfahrung geben.“
Ein besonderer Gast an diesem Jubiläums-Abend war Ursula Nonnemacher, die Fraktionsvorsitzende der Falkenseer Grünen. Sie war von Anfang an als BISF-Mitglied im Kampf gegen die Nordumfahrung dabei und hält der Bürgerinitiative seitdem die Treue. In ihrer Ansprache hob sie hervor: „Die BISF ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie hat Falkensee verändert und sich einen Namen verschafft, der im Land bis nach Potsdam bekannt ist.“ Dabei spielte sie auf Auftritte von BISF-Mitgliedern im brandenburgischen Ausschuss für Infrastruktur und Landesplanung an.
Einer der zahlreichen Gäste war Elke Märtins vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Sie lobte: „Wir begrüßen es, dass sich in Falkensee eine BI etabliert hat, welche nicht nur die Nordumfahrung im Blick hat, sondern sich auch darüber hinaus für eine sinnvolle Stadtentwicklung sowie für den Natur- und Umweltschutz einsetzt. Möge die BISF noch weitere Jahrzehnte bestehen und erfolgreich sein.“ Als Geschenk gab es eine Blume mit Windrad und den passenden Spruch dazu: „Die Windmühle steht für einen frischen Wind in Falkensee, für einen langen Atem der BI, aber auch dafür, dass ihr nicht die Puste ausgeht.“