Lerbriefe in der MAZ vom 7.3.09
ZU „MENSCH ODER BAUM“, MAZ VOM 3. MÄRZ
Am vergangenen Samstag ging es in den Räumen des alten Gesundheitszentrums um den Erhalt einer alten, besonders schönen Eiche. Sie wurde zum Präzedenzfall. Zu dem kurzfristig anberaumten Termin waren über Erwarten viele Falkenseer gekommen. Im dichtbesetzten Raum mussten die Letzten stehen.
Der Geschäftsführer der Wohn- und Pflegezentren Havelland gGmbH und die Architektin standen den vielen Fragenden Rede und Antwort. Stadtverordnete, Parteien, Bürgerinitiativen und auch sonst engagierte Bürger waren gekommen, um für diese alte Eiche zu kämpfen. Leider fehlte der Vorsitzende des Stadtentwicklungs- und Umweltausschusses. Dabei war er wegen der Brisanz des Themas extra eingeladen worden. Er wäre wichtig gewesen. Denn dann hätte er sich selbst davon überzeugen können, dass es natürlich nicht um „Mensch oder Baum“ ging. Eine zu billige Argumentation. Es ging um durchaus mögliche Bauveränderungen , die – rechtzeitig eingebracht – gleich von der Architektin hätten berücksichtigt werden können. Konkrete und machbare Vorschläge gab es an diesem Vormittag durch mehrere Bürger. Doch darauf folgte wie stets das unwiderlegbar anmutende Argument, dass bei einer Umplanung noch einmal Kosten entstehen. Auf Nachfrage konnte dann allerdings vom Bauherren keine Auskunft gegeben werden, um welche Summe es sich dabei handeln würde. Es blieben leere Spekulationen.
Baum oder Mensch? Nein: Baum u n d Mensch! Oder wird das unter der Hand zu einem Gegensatz? Baut altersgerechte Wohnungen in dieser Stadt, aber achtet auch darauf, dass die altgewordenen Menschen sich noch an diesem Haus in den Schatten eines großen, alten Baumes setzen können! Dies so zu gestalten, wäre auch in der Fehrbelliner Straße in Falkensee noch immer möglich. Man müsste es nur wirklich wollen. Eugen Roth sagt dazu: „Zu fällen einen schönen Baum/braucht’s eine halbe Stunde kaum./Zu wachsen, bis man ihn bewundert,/braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“
Erika Paul, Falkensee
Es bleibt Trauer und das Gebot der Wachsamkeit
Ich habe in erster Linie davon gesprochen, dass ich geschlafen habe. Dass im Ausschuss und unter den Stadtverordneten Menschen waren, die entschieden haben wie Herr Resing, kann ich nicht ausschließen. Ich denke heute, dass dieser Baum besonders gut zu der Altenwohnanlage gepasst hätte. Und die Architektin hätte dazu sicher auch eine Lösung gefunden, wenn sie andere Vorgaben gehabt hätte. Die hätte ihr die SVV Falkensee geben können. Insofern bin ich dafür mitverantwortlich, dass dieser Baum fallen wird.
Wie unsinnig das eigentlich ist, wird vollständig deutlich werden, wenn das alte Gesundheitszentrum abgerissen sein wird. Es wird dann dort zunächst eine grüne Wiese zu finden sein, weil die Havellandkliniken GmbH über einen zweiten Bauabschnitt noch nicht entschieden hat.
Die Meinung des Herrn Resing macht aber auch deutlich, wie die neue Mehrheit im Rathaus mit dem Baumschutz umzugehen gedenkt. Ein Baum zählt wenig, selbst wenn er besonders schützenswert und stadtbildprägend ist. Neben der Trauer um diesen Baum bleibt also die Aufgabe erhöhter Wachsamkeit für alle, die anders werten.
Gerd Gunkel, Falkensee
Warum nicht zum Naturdenkmal erklärt ?
Falkensee wird immer und überall als Gartenstadt gepriesen und es werden gleichzeitig kostbare alte Bäume gefällt. Was sind das eigentlich für Planungen, wenn man Seniorenwohnungen bauen will und auf einmal merkt, dass dort ein Baum steht? Sieht man das nicht vorher? Ging es nur darum, Investoren in unsere Stadt zu bringen? Hätte man nicht sagen können: Baut zwei getrennte Blöcke? Ja, es wird dann teurer. Wie kann man sowas „verschlafen“? Und dem Alternativen Bündnis, besonders Herrn Sielaff, ist doch auch bekannt, dass dort ein Prachtexemplar steht. Jeder kennt das alte Gesundheitszentrum.
Im Gutspark steht am Eingang zur Schule ein Baum mit einem Schild „Naturdenkmal“. Hätte man der Eiche an der Fehrbelliner Straße diesen Titel nicht schon längst zuerkennen müssen? Auf die Schindelfarbe am Anger wird geachtet. Auf unserer Natur in der Stadt schon längst nicht mehr.
Birgit Dybizbanski, Falkensee