Leserbrief in der MAZ vom 20.12.08 zu den aktuellen Beratungen zum Lärmaktionsplan
In den vergangenen Monaten wurde der Lärmaktionsplan in der Stadt Falkensee behandelt. Offenbar heimlich, still und leise. Mit Verspätung, weil er eigentlich schon im Juli fertig sein sollte. Ohne große Diskussionen, ohne Bürgerbeteiligung, wie es das Gesetz fordert. Nur eine Auslage im Rathaus und eine kleine Runde mit betroffenen Anwohnern der Falkenhagener Straße. Warum diese Zurückhaltung, obwohl doch den von Lärm geplagten Bürgern etwas Gutes getan werden soll?
Ausnahmslos ging es in den Untersuchungen um Verkehrslärm. Der Bahnlärm wurde nicht betrachtet, weil das Eisenbahnbundesamt nicht die richtigen Zahlen lieferte. Mehr als 70 000 Zugfahrten pro Jahr zwischen Spandau und Falkensee führten leider nicht dazu, dass diese Lärmquelle analysiert wurde. Der Fluglärm war wohl nicht laut genug, obwohl die Einflugschneise nach Tegel genau über Falkensee führt.
Bleibt der Straßenlärm. Nur ein kleines Stück der Falkenhagener Straße musste in der ersten Stufe des Lärmaktionsplans bewertet werden, andere Straßen folgen erst in 2013. Überraschend war, dass laut Plan die Verkehrsbelastung auf vielen Straßen in den letzten Jahren zurückging. Entgegen der vielen Verlautbarungen der Stadt, die von einem zunehmenden Verkehrsproblem sprechen. Viele sinnvolle Maßnahmen zur Lärmvermeidung und -verringerung wurden aufgeführt. Die Verbesserung des Busverkehrs hat begonnen. Zu hoffen bleibt, dass auch Fahrrad- und Fußgänger-Verkehr wie vorgeschlagen gefördert werden. In den letzten Jahren ist hier nicht viel passiert.
Tempo 30, ein Lkw-Nachtfahrverbot und andere Maßnahmen der Verlangsamung des Kfz-Verkehrs und der Straßenzustandsverbesserung werden als lärmmindernd genannt. Zu hoffen ist, dass die Stadt, weil es sich hier um Landesstraßen handelt, ihre Forderungen entsprechend deutlich formuliert und beim Land durchsetzt. Schließlich folgt mit der geplanten Nordumfahrung eine Maßnahme aus der weniger relevanten Kategorie der Verkehrsverlagerung. Der Lärm wird hierbei nicht geringer, sondern nur anders verteilt. Die Gutachter erklärten im Hauptausschuss, dass die Lärmminderung für die Hauptstraßen äußerst gering wäre. Außerdem würde die Umgehungsstraße zusätzlichen Verkehr anziehen, der die Gesamtlage eher verschlechtert als verbessert. Die Nordumfahrung ist also kein geeignetes Mittel, um den Lärm zu verringern.
Und eines wäre ein ganz schlechter Scherz für die betroffenen Bürger an der Falkenhagener Straße. Erst würden sie durch die Ortsumgehung gar nicht die erwartete Entlastung erfahren, wie mittlerweile mehrere Experten bestätigt haben. Und dann würden sie, nach der Umwidmung von einer Landes- in eine Gemeindestraße, als Anlieger an den Kosten für den Umbau der Straße beteiligt. Überspitzt formuliert: Das Geld wäre weg, der Lärm nicht. Ist das zum Wohle der Bevölkerung?
Marc-Oliver Wille,
Falkensee