Pfeil im Luftballon Nordumfahrung, Gegner des Projekts nehmen ihr Büro in Betrieb und wollen die Pläne platzen lassen
Mit viel Symbolik haben die Kritiker der umstrittenen Trasse ihre Informationszentrale in Falkenhöh eröffnet.
Artikel in der MAZ vom 22.08.2008
Von Stefan Kuschel
FALKENSEE Die Vorstandsmitglieder der Bürgerinitiative (BI) „Schönes Falkensee“ hatten die Uhrzeit mit Bedacht gewählt. Um exakt 20.08 Uhr an diesem 20. 8. 2008 schritt BI-Vorsitzender Günter Chodzinski vor rund 30 Gästen zur Tat. Schwungvoll stach er einen Pfeil in den prall gefüllten Ballon, auf dem geschrieben stand: „Nordumfahrung Falkensee“. Der Knall beim Platzen war laut, übrig blieben nur kleine Fetzen. Beifall brandete auf. „Das war der Startschuss“, sagte Chodzinski und lächelte. Er und seine Mitstreiter hoffen im bald beginnenden Auslegungsverfahren auf breiten Widerstand, mit dem es gelingt, die Planung für die umstrittene Trasse auseinanderreißen zu können wie den Luftballon.
Die BI hat sich in der Geschäftszeile an der Spandauer Straße in einem rund 70 Quadratmeter großen Laden eingerichtet. An den Wänden und an Schautafeln sind Karten und Dokumente aus den offiziellen Planungsunterlagen zu sehen, über die die BI „Schönes Falkensee“ verfügt, weil sie nunmehr als „Träger öffentlicher Belange“ anerkannt ist. Flugblätter mit dem „Aufruf zur Geldspende an alle Immobilieneigentümer und Hausbesitzer“, Aufnahmeanträge, Terminankündigungen und sonstiges Informationsmaterial ergänzen das Angebot. Außerdem stehen im Büro Mitglieder für Gespräche bereit. Einwohner können ihre Einwände gegen das Straßenbauprojekt ab Auslegungsbeginn am 1. September bis zum 14. Oktober formulieren. Die BI setzt dabei nicht auf Quantität, sondern auf Qualität der Einwände bei der persönlichen Betroffenheit: Lärm, Gesundheit, Freizeit, Landeigentum und vieles mehr.
Günter Chodzinski gab sich Mittwochabend selbstbewusst. Man habe jetzt die „große Chance, die Planfeststellung noch zu verhindern“, bis Mitte Oktober werde man deshalb „sehr präsent sein in der Stadt“ und die Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Plakataktionen, Demonstrationen, Informationsstände – das alles sei geplant. Außerdem werde man den Kommunalwahlkampf nutzen und dafür werben, den Befürwortern der Nordumfahrung „keine Stimme zu geben und dem Projekt eine klare Abfuhr zu erteilen“.
Der BI-Vorsitzende attackierte erneut Bürgermeister Heiko Müller (SPD). „Nach dem Umweltinformationsgesetz wäre es möglich gewesen, im Rathaus jetzt schon Einblick in die Planungsunterlagen zu gewähren, in Schönwalde-Glien geht das ja auch“, sagte Günter Chodzinski, „der Falkenseer Bürgermeister zieht sich stattdessen auf Formalien zurück und hat unsere Anfrage verschleppt.“ Mittlerweile liege auch die Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Grünen vor. Sie hatten sich erkundigt, ob über eine abgestimmte Stellungnahme der Stadtverordneten zur Nordumfahrung in den Ausschüssen und in der SVV beraten wird. Chodzinski nennt die Auskunft aus dem Rathaus „traurig“. Darin heißt es, die Stellungnahme sei Sache der Verwaltung, die Stadtverordneten bekämen die Stellungnahme zur Kenntnis. Der BI-Chef erzürnt: „Das ist ein weiterer Affront gegen die Demokratie, nach den Bürgern merken jetzt auch die Stadtverordneten, dass sie beim wichtigsten Falkenseer Thema von der Verwaltung nicht hinzugezogen werden.“
info Spandauer Straße 172, Mo. und Do. 18 bis 21 Uhr, Sonnabend 10 bis 13 Uhr, bei Bedarf nach Vereinbarung.