Grüne und BI lehnen gemeinsam den Nordteil der Ortsumfahrung ab

Mit jedem Aufschub wächst die Hoffnung der Gegner

Märkische allgemeine Zeitung vom 26.01.2008

FALKENSEE –

Der Sprecher der Grünen im Havelland formulierte stellvertretend für die gesamte Runde. Der Kreisverband werde die Projektgegner „so weit wie möglich unterstützen“, sagte Dietmar Strehl, „ich habe irgendwie Lust, die Nordumfahrung zu verhindern“. Wohlwollen bei der Kreismitglieder-Versammlung im Konferenzraum des Restaurants „Wilhelm“. Prominente Gäste am Donnerstagabend: Der Vorsitzende des Brandenburger Landesverbands von Bündnis 90 / Die Grünen, Axel Vogel, der sich allerdings nur zum Volksbegehren gegen zusätzlichen Kohletagebau und über die allgemeine Wahlkampfstrategie äußerte. Gekommen war aber auch Günter Chodzinski, Chef der Bürgerinitiative „Schönes Falkensee“, die den Nordteil der Ortsumfahrung zu verhindern versucht. (Von Stefan Kuschel)

In Schönwalde-Glien kam der Bürgermeister

Zwar werde das Planfeststellungsverfahren immer weiter verschoben, sagte der BI-Vorsitzende. Aber er gibt sich trotzdem realistisch: „Irgendwann wird es kommen.“ Bis es soweit ist, müssen der Landesbetrieb Straßenwesen, das zuständige Ministerium sowie alle anderen Befürworter mit Sticheleien der Gegner leben. „Im letzten Sommer wurde uns bei einem Besuch in Potsdam erzählt, wir hätten Einblick in die Planfeststellungsunterlagen“, sagte Chodzinski, „tatsächlich waren das aber nur die Entwurfsunterlagen.“

Als man kürzlich erneut um Akteneinsicht gebeten habe, seien von sieben Aktenordnern zur nördlichen Ortsumfahrung nur sechs da gewesen. „Wir haben den Eindruck, dass beim Naturschutz gerade kräftig nachgearbeitet wird und die Unterlagen erarbeitet werden.“

Chodzinski hält vieles für „fragwürdig“, die Finanzierung sei unklar, die verkehrliche Entlastung der Innenstadt gering. Die politische Brisanz indessen ist ihm genehm. Sollte das Planfeststellungsverfahren nicht spätestens im März beginnen, sei mit „Konflikten bei der Kommunalwahl“ zu rechnen. „Diese Aufregung kann zu Ergebnissen führen, die einige Parteien sich nicht so gerne wünschen.“ Denn der Zuspruch der Gegner ist groß, sagte Chodzinski. „In Schönwalde konnten wir neulich sogar den Bürgermeister begrüßen, in Falkensee hat sich der Bürgermeister schon lange nicht mehr bei einer Veranstaltung der BI sehen lassen.“

Viele Menschen werden jetzt aktiv, weil „es beängstigend und bedrohlich ist, wie Falkensee im Norden zerschnitten werden soll“. Sie sorgten sich um die Natur, die Baulandpreise in Trassennähe rutschten ab. Der BI-Chef glaubt, dass frühestens in sieben Jahren ein Auto auf der neuen Strecke rollt. Und an die Adresse der Befürworter gerichtet: „Die schlechteste Basis für das Projekt sind die Planfeststellungsunterlagen selbst.“