Von Jochen Kroll
Es war einmal der Wunsch nach einem beschaulichen und verkehrsberuhigten Leben in der Gartenstadt Falkensee, wie in alten Zeiten… Dieser Wunsch wurde von den Regierenden in Stadt und Land vernommen und mit den vergilbten Plänen aus der Vorwendezeit verknüpft. Ein gefälliges Planungsbüro aus den alten Bundesländern wurde beauftragt, die Lage zu untersuchen. Und siehe da, dieses Büro kam zu dem gleichen Ergebnis wie auch der damalige Stadtpatriarch:
Ein Zaubermittel, die Nordumfahrung, muss her. In seinem Glanze möge der Verstand erblassen. Der Wunsch nach einfachen, schonenden Lösungen solle verschwinden.
Damit das klappt, wurde ein Arbeitskreis gegründet und daraus eine Koalition der Willigen gebildet. Schützenhilfe bekam man auch von einem treuen Diener der Straßenbaulobby. Mit seiner Unterstützung wurden Plakate angefertigt, um Losungen für das Allheilmittel an den Gartenzäunen zu hängen. „Jawohl Herr Minister, die Nordumfahrung muss her“ stand da drauf. Der Herr Minister lies jedoch die Plakate ergrauen, während schon die Planungskosten für den Straßenbau auf eine halbe Million Taler anwuchsen. Über die steigenden Kosten der Bauzunft wurde nicht geredet.
Nach dem die viel gepriesenen wirtschaftlichen Kräfte im Lande sich leicht zu erholen begannen und eine saftige Erhöhung der Mehrwertsteuer die Neuverschuldung bremste, wurde Morgenluft gewittert. Kurz vor dem Weihnachtsfest schien die Zeit reif zu sein, um das Wundermittel Umgehungsstraße zum x-ten Mal, aber diesmal ganz ernsthaft, anzukündigen.
Im Januar 2008 soll also das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden. Das Volk erhält dann gnädigerweise die Möglichkeit Einwände zu erheben. Das macht ja nichts, denken die da oben. Trägheit, Resignation, Politik-Verdrossenheit – das sind die Verbündeten der Planer und deren Auftraggeber. Wer wird heutzutage seine Rechte wahrnehmen wollen? Wer wird gegen Planungsfehler, Umweltzerstörung und Steuergeldverschwendung seine Stimme erheben?
Wer?
Wer, wenn nicht Du und ich und viele, die wir kennen und auch viele die noch nicht bekannt sind.
Und die Moral von der Geschicht´, ein Märchen ist es nicht.
Denn es wird wirklich geplant, für 8% Durchgangsverkehr eine (Teil)-Umfahrung zu bauen, wohl wissend, dass dies bis zur Fertigstellung an die 30 Mil. Euro kosten wird.
Und aus der offiziellen Verkehrsuntersuchung wissend, dass die Belastung in den Hauptverkehrsstraßen nicht verringert wird.
Im Kauf genommen wird die Verlärmung weiterer Wohngebiete und eine massive und nicht wieder gutzumachende Naturzerstörung.
Es wird viel Arbeit kosten, diesen Schildbürgerstreich abzuwehren. Aber es lohnt sich, daran zu arbeiten, bis wir endlich sagen können, ja es war nur so etwas wie ein boshaftes Märchen.