Zum Verkehr in Anliegerstraßen

Leserbrief in der MAZ vom 04.04.09

Auf dem Weg zum „autofreundlichen Falkensee“

Die Anliegerstraßen werden so ausgebaut, dass das Stadtgebiet möglichst gleichmäßig verlärmt. Das ist demokratisch: keiner soll Vorteile haben. Der Verkehr sei in der Regel nach dem Anliegerstraßenausbau auf das fünf- bis zehnfache explodiert, so Baudezernent Höhlig in der letzten Stadtverordnetenversammlung. Mit über 1000 Fahrzeugen pro Tag müsse man in untergeordneten Anliegerstraßen wie der Käthe-Kollwitz-Straße schon rechnen, davon im Schnitt 3,5 Prozent Schwerlastverkehr. Da eine Nutzung ausgebauter Straßen Falkensees für Fußgänger lebensgefährlich wird, werden zukünftig einseitige Gehwege mitgebaut. Kinder, so Bürgermeister Müller, können ja in den großen Gärten der Gartenstadt spielen. Das ist gelebte Zukunftsvision der Stadtverwaltung, vertrauensvoll getragen von der großen Koalition und Jürgen Sielaff vom ABÜ.
Braucht Falkensee einen neuen Verkehrsentwicklungsplan, der Innovativeres vorsieht, als den Verkehr überall gleichmäßig zu verteilen? Reduziert man den Verkehr auf einer vielbefahrenen Hauptverkehrsstraße, indem fast die Hälfte der Fahrzeuge über eine neu asphaltierte Parallelstraße durch ein reines Wohngebiet poltern, verteilt man allerdings den Lärm doch nicht gleichmäßig. Denn es ist wissenschaftlich belegt, dass dann die Lärmemission der Hauptverkehrsstraße in kaum merklichem Maße abnehmen würde, da Lärmabnahme nicht linear, sondern logarithmisch erlebt wird: Eine Verzehnfachung der Schallenergie wird vom Menschen nur als eine Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Die Hauptverkehrsstraße bleibt also fast gleich laut, die bisher ruhige Anliegerstraße wird aber plötzlich so laut wie die Hauptverkehrsstraße. Damit verdoppelt man die Anzahl der Bürger, die einer unangenehmen Lärmemission ausgesetzt sind – ohne Anstieg des Verkehrsvolumens. Sollte man anstreben, Lärm- und Emissionsbelästigung möglichst großflächig zu verbreiten, um möglichst viele Bürger zu belästigen? Ist das die Vision eines familienfreundlichen Falkensees? Pardon, über „Familienfreundlichkeit“ redet man nur. Gebaut wird das autofreundliche Falkensee.

Dr. Detlef Hardorp,
IG „Ruhiges Falkensee“