STADTENTWICKLUNG: Lücken im Netz

MAZ vom 18.11.2009

Falkenseer Grüne fordern mehr Radwege / Stadt will Schulweg-Konzept mit einbeziehen

FALKENSEE – In Münster und Osnabrück, da kennt sich Gerd Gunkel gut aus. Der Falkenseer Stadtverordnete der Grünen ist privat häufig dort und genießt das gut ausgebaute Netz an Fahrradwegen. Kein Vergleich zum Angebot in Falkensee, wie er sagt, obwohl Städte und die flachen Landschaften eigentlich gut vergleichbar seien. „In Falkensee hat das Radfahren einen geringeren Stellenwert“, sagte Gerd Gunkel. Und legte nach.

Der Bau von Radwegen werde vernachlässigt. Die wenigen Routen seien ein Angebot „für den Sonntagsverkehr, für die Kür“. Vernachlässigt aber werde die Pflicht, das Alltagsangebot für Schulkinder, Berufspendler auf dem Weg zum Bahnhof oder für Falkenseer, die mit dem Rad zum Einkaufen fahren möchten. Gerd Gunkel und seine Fraktion fordern deshalb, dass die Verwaltung ein professionelles Radverkehrskonzept erstellen lässt. Im Stadtentwicklungsausschuss blieb dieser Vorstoß allerdings erfolglos. Erst bei der nächsten Sitzung im Januar soll die Diskussion weiter gehen – nach stundenlangen Debatten um Ausbaupläne für Anliegerstraßen war am späten Montagabend keine Zeit mehr für Debatten.

Baudezernent Harald Höhlig präsentierte eine Karte des lückenhaften Falkenseer Radwegenetzes. Er betonte, dass einige Verbindungen komplett neu oder teilweise entstanden seien – zum Beispiel der Radweg der Sympathie. Als er dann aber suggerierte, dass die Situation gar nicht so schlecht sei, quittierten das die Grünen teils höhnisch. „Wollen Sie uns sagen, dass alles in Butter ist? Über viele Strecken reden wir seit Jahren, aber entscheidende Stellen fehlen. Was nutzen Radwege, wenn sie spontan im Nichts enden?“, fragte Günter Chodzinski. Die Stadt Falkensee habe es dringend nötig, weitere Radwege zu bauen und sie flächendeckend miteinander zu verknüpfen.

Auch in der SPD-Fraktion stieß das auf Beifall. „Falkensee hat eine große Radfahrtradition“, sagte Peter Kissing, „wir sollten endlich mal eine Achse hinbekommen und das Radwegnetz Stück für Stück ergänzen.“ Justus Ramme, Mitglied des Jugendparlaments, setzte nach: „Der Ausbau ist unbedingt nötig.“

Bürgermeister Heiko Müller betonte, dass an der Verdichtung des Netzes gearbeitet werde. Wenn das Schulwegsicherungs-Konzept umgesetzt sei, könne man dies kombinieren mit den bereits vorhandenen Radwegen. Außerdem müsse bedacht werden, dass auch auf vielen Gehwegen Rad fahren erlaubt sei. Dass die Polizei hier offenbar aber auch Kinder mit Bußgeldern belegt, wenn sie in die falsche Richtung fahren, stößt im Falkenseer Rathaus auf Unverständnis. (Von Stefan Kuschel)