Bereits einen Teilsieg errungen

Brawo, 01. Juni 2008

Bürgerinitiative will alle Mittel zur Verhinderung der Nordumfahrung einsetzen

Falkensee (my). Fast einstimmig (eine Enthaltung) hat die Stadtverordneten-Versammlung (SVV) am Mittwoch beschlossen, die Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für die umstrittene Nordumfahrung möglichst auf die Zeit nach den Ferien zu verschieben. In dem dies betreffenden Antrag heißt es wörtlich: „Der Bürgermeister möge bei den zuständigen Landesbehörden beantragen und darauf hinwirken, dass die Auslegungsfrist der Planfeststellungsunterlagen für die Nordumfahrung und die Frist für Einwendungen durch betroffene Bürgerinnen und Bürger nicht in die Sommerferien und die Haupturlaubszeit gelegt wird.“

Zu diesem Beschluss kam es auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Tags zuvor hatten die in der Bürgerinitiative (BI) Schönes Falkensee e. V. vereinten Projektgegner die Terminverlegung gefordert, um eine breitere Bürgerbeteiligung zu ermöglichen.

 


Marc-Oliver Wille, Diplom-Wirtschaftsmathematiker mit Schwerpunkt Verkehrswesen, und seine Frau Martina engagieren sich in der BI Schönes Falkensee gegen die Nordumfahrung.

Auf dem gewiss langen und völlig offenen Weg zur Verhinderung der Nordumfahrung der Stadt Falkensee hat die vom Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses Günter Chodzinski geführte Bürgerinitiative dadurch einen ersten Teilsieg errungen. War doch von den Landesbehörden zunächst festgelegt worden, die Planung der Nordumgehung vom 30. Juni bis 29. Juli im Rathaus auszulegen und Einwände aller Art gegen diese Planung bis zum 14. August zuzulassen.

In Falkensee wird davon ausgegangen, dass das Land dem Begehren der Stadt entsprechen wird, um sich dem andernfalls naheliegenden Vorwurf zu entziehen, man habe die Angelegenheit unter Beschränkung des Bürgereinflusses durchsetzen wollen. Für diese Einschätzung spricht auch, dass die Bürgerinitiative ihre Forderung nach mehr Bürgermitsprache bereits am Dienstag in die Form einer Petition kleidete. Das signalisiert ja, bei Bedarf weiter zielführend am Ball bleiben zu wollen.

Die Nordumgehung soll vom Kreisverkehr an der Spandauer Straße über eine Strecke von neun Kilometern durch mehrere landschaftlich herausragende Gebiete zur Nauener Chaussee/Brieselang führen. Dabei würde an der Fröbelstraße/Bachallee ein fünfarmiger Kreisverkehr entstehen, wobei die Trasse in einer Art S-Kurve direkt und ohne Lärmschutz am See vorbei führte. Das würde, so die Bürgerinitiative seit langem, „verkehrlich keine Verbesserung“, aber „gravierende Folgen“ für Mensch und Umwelt hervorrufen.

Im einzelnen heißt es unter der Überschrift „Schockierendes zur Nordumfahrung“ in einer Kurzinformation der BI: „Gefährdung der Schulwege unserer Kinder, unwiederbringliche Zerstörung der herrlichen Natur, drastische Eingriffe für Mensch und Tier, fragwürdige, veraltete und umstrittene Verkehrsplanung, Verschärfung der Staustrecke Spandauer Straße, Kosten 30 Millionen Euro, Verschwendung von Steuergeldern.“

Mehr als 150 Falkenseer nahmen am Dienstag im ASB-Kulturhaus auf Einladung der BI an einer aktuellen Informationsveranstaltung teil. Bürgermeister Heiko Müller und Baudezernent Harald Höhlig sagten voraus, dass der Verkehr weiter zunehmen werde, weil der Zuzug neuer Bürger andauere. Es gelte deshalb, einen „Kollaps“ zu verhindern. Das sei nur mit Hilfe der Nordumgehung möglich.

 


Belastung: Nach der Analyse der BI Schönes Falkensee muss auf den acht hier auf geführten Straßen mit einer deutlichen Verkehrszunahme gerechnet werden.

Dem hielt Marc-Oliver Wille von der BI entgegen, der „Quell- und Zielverkehr“, also der größte Teil der Verkehrsbewegungen, werde die Nordumfahrung kaum nutzen, auch „Binnenverkehr“ sei auf der Trasse kaum zu erwarten. Außerdem ziehe die Nordumfahrung zusätzlichen Verkehr an und spitze die Situation im „Nadelöhr“ Spandauer Straße weiter zu.


Entlastung: Auf den blau markierten Straßen wäre laut BI durch die Nordumfahrung mit weniger Verkehr zu rechnen. Graphiken: Verkehrsuntersuchung IVV

Jetzt sind die Bürger aufgerufen, sich selbst eine Meinung zu bilden.